"Im Life Science Nord Cluster findet man offene Geister und offene Arme, um Dinge gemeinsam zu bewegen."

Bernd Buchholz im Gespräch mit Dr. Hinrich Habeck.

Dr. Hinrich Habeck ist Geschäftsführer des Clusters Life Science Nord (LSN) in Schleswig-Holstein und Hamburg. Mit Wirtschaftsminister Bernd Buchholz unterhält er sich über die Vorteile von Clustern, weshalb sich die Gesundheitsbranche so dynamisch vorwärtsentwickelt und was ihm an seiner Arbeit besonders gut gefällt.

 

 

 


 

 

Bernd Buchholz: Moin aus Kiel und herzlich willkommen zu einer neuen Folge meines Podcasts Echte Chancen. Mein Name ist beim Buchholz, bin Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und in meinem Podcast begrüße ich Menschen, die das Land irgendwie voranbringen durch das, was sie tun, durch das, was sie an neuen Ideen produzieren, durch die Art, wie sie Menschen zusammenbringen, durch Fortschritt, Innovation oder andere Dinge. Jedenfalls Menschen, die für die Dynamik, die Modernität und die Innovationskraft des Landes Schleswig-Holstein stehen. Heute ist bei mir Dr. Hinrich Habeck, der ist der Geschäftsführer des Life Science North Clusters. Hinrich Habeck, herzlich willkommen!


Hinrich Habeck: Ja, hallo, vielen Dank für die Einladung.


Mit dem Namen Habeck verbindet man in Schleswig-Holstein einen Robert. Deshalb muss die Frage am Anfang immer gleich gestattet sein. Verwandt, verschwägert, irgendwie?


Robert ist mein älterer Bruder.


Damit wir das geklärt haben vor Tisch. Also hier sitzt der jüngere Bruder von Robert Habeck, der in seinem Lebensweg irgendwie auch am Anfang gesagt hat: Das mit Philosophie und so… das finde ich auch gar nicht so uninteressant.


Das ist so. Mir war immer klar, dass ich Biologie studieren wollte. Ich fand aber Philosophie immer eine spannende, ja Ergänzung, vielleicht eine spannende Perspektive auf Wissenschaft…

Aber Biologie stand schon im Vordergrund?

Ja, das ganz eindeutig. Und das war mir auch klar, als ich zum Studium nach Freiburg gegangen bin, dass ich Biologie studieren möchte und auch da drin eigentlich meine Karriere so gesehen habe.


Woher kam das? Gibt es da eine familiäre Vorprägung für Biologie? Oder gibt es einfach etwas, wo man sagt: Das hat bei mir ausgelöst, dass ich das auf jeden Fall wusste, das wollte ich machen?


Eine familiäre Prägung für Biologie gibt es vielleicht nicht, aber unsere Eltern sind beide Pharmazeuten. Also von daher gab es zumindest schon mal einen naturwissenschaftlichen Einschlag.

Also doch eine familiäre Vorprägung. Pharmazeuten ist ja schon auch eine biologische…


Und das war sicherlich auch einer der Faktoren am stärker geprägt, glaube ich und mich dazu bewegt hat mich so die Zeit in den 80er Jahren, in denen ich ja so aufgewachsen bin und da ganz stark geprägt eigentlich. So auch die damalige Umweltbewegung. Und ja sagen die Absicht, mehr über die Zusammenhänge aus der Ökologie tatsächlich zu erfahren. Und dann aber auch eine Begeisterung für Wissenschaft und für Biologie als solches. Aber ich glaube, ich bin anders in das Studium reingegangen, als ich rausgekommen bin.


Mit einer anderen Einstellung zu diesen biologischen oder pharmazeutischen Themen oder mit was? Wie war das gemeint?


Ja, also ich bin eigentlich ohne oder habe es ja schon gesagt, eigentlich so von diesem Umwelt-, Ökologiegedanken da reingegangen und fand dann aber ganz viele Dinge in der Biologie furchtbar spannend. Von Geobotanik über Zoologie bis Genetik fand ich alles faszinierend und bin dann am Ende bei der Entwicklungsbiologie und Genetik gelandet.


Und das alles klingt jetzt ehrlich gesagt dann nach viel Forschung und eher dem forscherischen Ansatz und nicht nach dem, was dann später daraus geworden ist, nämlich mit dem Geschäftsführer des Life Science Clusters. In Wahrheit sind sie heute der Mann, der für die Wertschöpfung und die Vernetzung untereinander in einer bestimmten Branche im Bereich der Gesundheitswirtschaft Medizintechnik sorgt. Da kommt ja jetzt irgendwie eine Wirtschaftskomponente im Laufe ihres Lebens dazu, die irgendwie eine größere Rolle spielte. Wie kam es dazu?


Das war ein bisschen Zufall. Sie haben das schon richtig zusammengefasst. Ich wollte gerne Forschung machen und habe mich dann dazu entschieden zu promovieren. Über ein entwicklungsbiologisches Thema am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen und mein damaliger Doktorvater, Arbeitsgruppenleiter hat sich dann entschieden, in einer Ausgründung der Max-Planck-Gesellschaft zu gehen: „Artemis“. Wir haben damals an Zebrafischen als Modellorganismen geforscht. Ich habe meine Doktorarbeit über die Blutgefäß Entstehung im Zebrafisch geschrieben und das hatte dann tatsächlich…. Mir war es damals eigentlich egal, ob ich das jetzt im Rahmen des Max-Planck-Instituts mache oder im Rahmen einer Firma. Für meinen weiteren Lebensweg war es dann nicht mehr egal, weil das einfach…


Das war schon prägend irgendwie, das ist ja schon irgendwo was gewesen, was, wo man jetzt plötzlich aus der eigentlichen Grundlagenforschung dann rausgeht durch diese Ausgründung irgendwie inspiriert ist, zu sehen: Da steckt auch viel Wertschöpfung oder irgendwas Wirtschaftliches drin und dem wende ich mich stärker zu.


In der Tat, das war eine total spannende Zeit. Ich war Mitarbeiter Nummer drei oder vier, so was in der Größenordnung und durfte dann natürlich auch Sachen miterleben und mitmachen, die man also, die ich in der Doktorarbeit sonst nie mitbekommen hätte von der ersten Diskussion mit Businessplänen an Finanzierungsrunden, Überlegungen zumindest mal und es war auch eine besondere Konstellation, weil die Gründer zwei hervorragende Wissenschaftler, Wissenschaftlerinnen waren. Der ehemalige BioNTech Chef von Bayer und ein Biotech-Unternehmen aus San Francisco. Also von daher habe ich dann innerhalb der ersten vier Jahre von der Gründung bis über einen Merger bis zum IPO eigentlich den ersten Börsengang alles miterleben können. Und das war schon cool, muss man sagen.


Das ist schon cool für einen Biologen der ein bisschen Philosophie mitgemacht hat, aber jetzt plötzlich in einer dynamischen Unternehmenswelt mit drinsteckt und sich mit ganz anderen Fragen beschäftigen muss, die sie offenbar als spannend empfunden hat.


Ja, sehr. Also ich gebe ganz offen zu, dass ich früher ja immer nur den Finanzteil der FAZ genommen habe, weil auf der Rückseite der Sportteil ist. Das hat sich dann aber doch in der Zeit deutlich geändert, weil ich das tatsächlich sehr spannend fand, wie man tatsächlich aus wissenschaftlicher Erkenntnis heraus getrieben Lösungen entwickeln kann, die einfach Menschen helfen, die aber auch Wertschöpfung mithelfen zu unterstützen. Und das ist im Life Science Bereich sicherlich noch mal besonders ausgeprägt, weil dort viele der Innovationen im Biotech-Bereich insbesondere einfach aus der öffentlichen Forschung heraus entstehen und an das eigentlich so dieses Open Innovation Konzept, da seit vielen, vielen Jahren einfach gelebt wird und Teil der Industrie ist. Und das fand ich superspannend und habe das da einmal am eigenen Leibe miterleben können, wie man aus exzellenter Grundlagenforschung auch eine Geschäftsidee entwickeln kann.


Für Hinrich Habeck bedeutete diese Erfahrung in einer Ausgründung des Max-Planck-Instituts oder der Universität zu sehen, dass das Ganze auch wirtschaftlich irgendwas ist für den weiteren Lebensweg, dann was?


Ja, dass mich dieses Thema, wie man Wirtschaft und Wissenschaft zusammenbringt und wie man aus exzellenter Grundlagenforschung auch Lösungen für die Gesellschaft, aber auch für unternehmerische Fragestellungen generieren kann, mich dann nicht mehr losgelassen hat.


Wir müssen zurückkommen auf Life Science Nord, erst mal auf dieses Cluster, das 2003 gegründet worden ist. Es soll die Unternehmen der Gesundheitswirtschaft, der Medizintechnik im Norden mit den auch universitären Einrichtungen gegebenenfalls verbinden, vernetzen und dabei ja, also Innovationspotenziale heben, kreieren oder damit etwas voranbringen. Als Sie eingestiegen sind, 2012, wie haben Sie das vorgefunden? Was gab es da schon? Es gab ja immer Spieler in dieser Branche im Norden. Und wie haben Sie sich damals vorgestellt, die Dinge weiterzuentwickeln für Norddeutschland?


Ja, was Norddeutschland damals schon hatte. Natürlich war eine gute Forschungslandschaft im universitären und außeruniversitären Bereich auch viele Vorzeigeunternehmen von Großen. Ich verzichte mal darauf, jetzt Namen zu nennen, aber auch international agierende Unternehmen gab es. Es gibt auch einen guten Mittelstand und gibt und gab auch damals schon neue Unternehmen, die dazugekommen sind. Also und es gab auch die Struktur für Life Science Nord, allerdings vielleicht auch etwas fragmentierter als es heute ist. Denn die wirkliche Antwort darauf „Wie alt ist Life Science Nord?“ nun die ist höchstwahrscheinlich ein bisschen zu komplex und würde den Rahmen dieser Sendung sprengen. Aber es gab auch schon Vorläufer, Vereine, die bis ins Jahr 1989 zurückgehen und die eigentlich ganz gut aufzeigen, warum es so etwas wie ein Cluster und ein Netzwerk tatsächlich vielleicht braucht. Nämlich die Dinge zu organisieren, die man idealerweise zusammen macht, um einfach die Kräfte zu bündeln und um die sich sonst auch keiner kümmert. Und um auf Ihre Frage zu antworten „Was habe ich mir vorgenommen?“, eigentlich diesen Grundgedanken vom Cluster-Management in den Vordergrund zu stellen. Dass man tatsächlich die Dinge zusammentut, die man am besten zusammentut und die Grundlage von allem und das klingt auch manchmal etwas abgedroschen, ist aber, dass sich alle relevanten Akteure, und damit sind vor allen Dingen nicht nur die Institutionen, sondern auch die Menschen gemeint, tatsächlich kennen und im Idealfall auch noch vertrauen und dann gemeinsam Sachen machen zu können.


Sie haben mit Life Science Nord immer Wert daraufgelegt, dass sie quasi so einen ökonomischen Fußabdruck nachweisen, der einfach mal sagt: Okay, wir machen das jetzt nicht hier für l’art pour l’art, wir beschäftigen nicht nur Menschen, sondern wir wollen auch nachweisen, dass wir ökonomisch erfolgreich sind. Vielleicht können Sie einmal erklären, wie das dazu gekommen ist und wie dieser Fußabdruck aussieht?


Wir haben den ökonomischen Fußabdruck entwickelt und durch einen Wirtschaftsforschungsinstitut errechnen lassen auf der Grundlage von amtlichen Meldungen beim Statistischen Landes oder Bundesamt, dass sozusagen keine Schätzung, keine Umfrage, keine Abfrage, sondern es beruht auf den Meldungen der Unternehmen, die Sie tatsächlich im amtlichen Meldewesen machen müssen, und wollten gerne wissen, wie groß die Bruttowertschöpfung ist. Also nicht der Umsatz, sondern das, was sozusagen dann tatsächlich an Wertschöpfung in Hamburg und Schleswig-Holstein in unserer Branche erfolgt. Und wir wollten gerne wissen, wie viele Erwerbstätige hier beschäftigt sind und dann könnte ich noch ein paar weitere Zahlen nennen, aber das sind, glaube ich, die beiden wichtigsten an die ja auch von anderen Industrien immer zur Messung der Bedeutung und Betonung der Bedeutung herangeführt werden. Und die Bruttowertschöpfung, die direkte Bruttowertschöpfung in Hamburg und Schleswig-Holstein, der Gesundheitswirtschaft, der industriellen Gesundheitswirtschaft sind fünf Milliarden Euro für das Jahr 2018 gerechnet. Das ist sozusagen der neueste Stand der verfügbaren Daten und 52.000 gute 52.000 Erwerbstätige. Und das sind tatsächlich die Zahlen für den technologischen Kern der Branche. So kann man das vielleicht mal nennen. Das ist nicht die Versorgung, sind nicht Ärzte, nicht Apotheker und so weiter, sondern…


…der technologische Teil, genau. Wir haben ja noch einen großen Bereich der Gesundheitswirtschaft in Schleswig-Holstein, die jetzt nicht so sehr von ihnen betreut wird. Das sind die vielen Kliniken, die vielen Betriebe, die vielen Reha-Einrichtungen, die gerade in den Ecken, wo es naturgemäß auch besonders schön ist, noch mal eine besondere Rolle spielen. Das ist jetzt hier gar nicht adressiert, sondern hier ist wirklich so der technische Kern adressiert, der insbesondere dann auch auf die Innovationen, auf die Weiterentwicklung ausgerichtet ist, auch auf diese Verbindung zwischen Forschung und Unternehmen und Wertschöpfung, aus der sie ja kommen. Also fünf Milliarden, das muss man vielleicht ein bisschen einordnen: Bruttoinlandsprodukt von Schleswig-Holstein liegt ungefähr bei 100 Milliarden, Hamburg noch mal obendrauf, Größenordnung. Also das ist ein nicht unerheblicher Anteil, die fünf Milliarden, aber auch nicht die größte Branche. Trotzdem ist sie spannend, weil sie… ja, ein Rückenwindmarkt der Zukunft ist, weil sie sich dynamisch permanent nach vorne entwickelt. Womit hat das eigentlich zu tun, dass das so dynamisch ist in dieser Branche?


Ja, zum Teil an der technologischen Entwicklung muss man ganz offen sagen. Das ist glaube ich ganz spannend, was da momentan passiert. Viel getrieben durch die Verfügbarkeit von Daten und die Nutzung von Daten, also Digitalisierung an den verschiedensten Stellen spielt natürlich eine große Rolle. Dadurch, dass man einfach Daten, Patientendaten, Forschungsdaten hat und die auch mit neuen technischen Methoden verfügbar und auswertbar macht. Das ist sicherlich ein großer Technologie-Treiber, den wir in allen Bereichen der Life Science und der medizinischen Versorgung sehen. Hinzu kommen weitere technologische Entwicklungen und das sehen wir eben, dass die Verfügbarkeit von Daten, von wissensbasierten Entwicklungen sowohl in der Therapie als auch in der Diagnostik da eine ganz zentrale Rolle spielen.


Wenn wir einmal den Blick richten auf diesen Norden Deutschlands, auf Hamburg und Schleswig-Holstein, was macht dann die Atmosphäre für die Unternehmen der Branche, die Sie betreuen, für Medizintechnik und Gesundheitswirtschaft, in diesem Norden aus? Ist das irgendwie, ja… kann man hier auch sagen kann man überall in Deutschland machen. Gibt genügend BioNTech und andere Firmen in Baden-Württemberg, in Hessen, in Rheinland-Pfalz und in Bayern. Trotzdem gibt es irgendwo gefühlt in den letzten Jahren einen Drang, das hier im Norden sich in diesem Bereich ganz besonders viel bewegt. Warum?


Das fängt an bei Stipendien für Gründerinnen und Gründer, die dann tatsächlich den Sprung in die Selbstständigkeit wagen können. Über Acceleratoren, die dann tatsächlich mithelfen zu beschleunigen, eine Geschäftsidee so zu entwickeln, dass sie auch eine Chance hat, am Markt zu kommen. Das setzt sich auch fort im Raum für Unternehmer, die das machen wollen. Also ganz praktisch gesprochen tatsächlich Flächen, in denen man sein junges Unternehmen gründen und entwickeln kann. Es gibt sicherlich auch ein gutes Förderinstrumentarium, was dann die ersten Schritte für Kooperationen oder für Unternehmensgründungen mit begleitet. Und es gibt dann auch noch Platz, sein Unternehmen wachsen zu lassen. Und ich glaube, das hat also ganz viel entlang dieser ganzen Kette mit den richtigen Instrumentarien zu tun. Ich glaube aber, dass es aber auch den richtigen Spirit gibt im Norden, dass man gerne Dinge auch zusammen macht. Und das, finde ich, ist ein wichtiges Momentum, das man auch spürt, wenn man in diesem Netzwerk ist, dass man offene Geister und offene Arme findet, um Dinge gemeinsam zu bewegen.


Netzwerken ist irgendwie einfacher im Norden. Trotzdem ist es nicht selbstverständlich, dass man, das haben wir vorhin gesagt, dass das Netzwerken stattfindet. Man muss es immer wieder inspirieren und animieren. Aber dann findet man Dinge zusammen, die jetzt, ich sage mal so „BlueHealthTech“, ja, also wo Meeresbiologisches in Medizinisches gewendet wird, wo das Geomar eine Zusammenarbeiten mit Stryker als einer Firma, die man jetzt mal nennen muss, weil die Teil dieses BlueHealthTech Themas sind und der Universität der Christian-Albrechts-Universität und dem UKSH, also einer Universitätsklinik. Da finden plötzlich der Austausch statt für meeresbiologische Erkenntnisse werden gewandelt auf Medizintechnik. Das ist ja insoweit schon einzigartig, weil nicht jeder hat ein meeresbiologisches Institut. Aber auf die Idee muss man da erst mal kommen.


Ja, das ist glaube ich auch ein tolles Beispiel zu sehen, wie man tatsächlich Grundlagenforschungserkenntnisse aus der Korallenforschung auf einmal im medizinischen Bereich übertragen kann. Super. Und das jetzt sozusagen zu systematisieren und auszurollen auch zu anderen Technologien, zu anderen Forschungsbereichen ist sicherlich spannend. Und sie haben das Projekt BlueHealthTech angesprochen, das jetzt vom Bund mit 15 Millionen Euro gefördert wird. Ein großer Schluck aus der Innovationspulle, um da tatsächlich Dinge nach vorne zu bringen. Und das ist glaube ich auch ein schönes Beispiel dafür, dass so ein Netzwerk eben auch langfristig Früchte tragen kann, weil viele der Akteure sich auch in unseren Treffen und unseren Veranstaltungen und Netzwerk Gelegenheiten kennengelernt haben, schon lange kannten oder immer mal wieder getroffen haben. Ich will damit überhaupt gar nicht für uns in Anspruch nehmen, dass das ausschließlich sozusagen ein Life Science Nord Baby ist. Ganz bestimmt nicht. Aber es ist nicht sozusagen von der Schule fängt ja mit der Messbarkeit, das will ich mir sagen, ist ein gutes Beispiel dafür, dass man eben schon, glaube ich, aber sagen kann zumindest haben sich die Akteure immer wieder in diesem Netzwerk begegnen können. Und wir haben viele Gelegenheiten geschaffen, dass dieser Austausch läuft und dann auch bei der gezielten Partnersuche mitgeholfen. Und ich glaube, das ist genau der richtige Geist, der entsteht und der hier ist, dass man einfach gute Ideen im Vertrauen miteinander teilen und austauschen kann, um dann gemeinsam mehr zu machen.


Wir müssen dann noch einmal sagen: Wie viel Unternehmen gehören dazu zu diesem Cluster insgesamt in Norddeutschland?


Wir zählen immer so insgesamt ungefähr 500 Akteure Unternehmen, die wir für Hamburg und Schleswig-Holstein, dass wär ja sozusagen die geografische Eingrenzung in Biotech, Pharma, Medizintechnik-Bereich zählen. Und in Life Science Nord aktiv beigetreten sind sozusagen 280.


Das muss man schon noch mal sich auf der Zunge zergehen lassen. Das ist eine Größe von Gesamt, die ist eindrucksvoll das hat man ja kaum in irgendeinem Cluster, dass man so viele aus der Branche tatsächlich da versammelt. Das ist irgendwie über die Jahre immer besser geworden oder schon anfangs von Anfang an irgendwie schon relativ hoch unterwegs gewesen?


Ja, das ist über die Jahre immer besser geworden. Also vor zehn Jahren waren es so ein bisschen unter 200, 180 so um den Dreh und wächst jetzt sozusagen kontinuierlich immer so im Schnitt um die 5 Prozent pro Jahr kann man vielleicht sagen.


Was ein Zeichen dafür ist, dass, weil’s ja auch einen Beitrag kostet, das muss dem Unternehmen dann auch was wert sein.


Das ist so, also man von diesen 500 sind tatsächlich 280 Mitglied im Life Science Nord e.V. Also man kann Mitglied werden, man kann auch dafür Geld bezahlen, wenn man möchte, um dann von den Vorteilen dieses Netzwerks zu profitieren. Wir hatten das eben gerade schon kurz angesprochen. Wir machen sehr regelmäßig Veranstaltungen seit Ende September 2021 auch wieder face-to-face und in Präsenz. Sie hatten ja kurz mal gesagt: Vielleicht macht Digitalisierung so ein Netzwerk ja auch überflüssig? Kann ich nicht bestätigen. Also ich glaube das Cluster-Management einfach tatsächlich Kontakt-Sportart ist, die auch darauf beruht, dass man sich tatsächlich kennt. Und das war wirklich ein tolles Erlebnis. Das ist jetzt ungefähr 14 Tage her, dass wir nach 17 Monaten Pandemie bedingten Aussetzen von Präsenz Veranstaltungen mal wieder über 120 Leute an einem Ort zusammengebracht haben. So einen Geräuschpegel beim Netzwerken habe ich selten gehört und nur in freudige Gesichter geguckt.


Ich glaube, ich meine, wir sind jetzt beide diejenigen, die sagen Digitalisierung ist eine tolle Sache. Wir müssen all diese Dinge mitnehmen und wir wollen die auch alle nutzen. Aber am Rande einer Konferenz kann man eben bei einer Videokonferenz niemanden am Rande treffen. Dazu ist das irgendwie dann doch nicht geeignet. Und das macht es eigentlich aus. Sie haben es vorhin, glaube ich, richtig beschrieben, mit dem unmittelbaren Nutzen immer gleich absolut in die unmittelbare kausale Wirkung zu stellen. Das ist oft schwierig. Aber sich zu kennen und sich an den einen oder anderen zu erinnern, zu sagen, den kann ich anrufen, wenn ich in der Frage vielleicht mich weiter entwickeln will oder einfach mal eine Frage klären will und daraus dann etwas Gemeinsames zu machen, das ist jetzt viel besser möglich, wenn man sich kennt. Soweit ist Netzwerken offensichtlich auch im 21. Jahrhundert, offensichtlich gerade auch zu Zeiten der Digitalisierung ein wichtiges Thema. Hinrich Habeck ist bei mir. Er leitet das Life Science Cluster Nord von Hamburg und Schleswig-Holstein. Übrigens auch mal so ein Aspekt. Viele denken immer, Wirtschaftsräume werden Bundesländer bezogen abgegrenzt. Dies ist ein Cluster, das ganz bewusst zwei Bundesländer miteinander verbindet und es auch tragen. Schon von ziemlich Anfang an. Wenn ich das richtig sehe, da eine gute Idee gewesen, Wirtschaftsräume eben doch nicht nur an Ländergrenzen enden zu lassen und kleinteilig unterwegs zu sein, sondern Hamburg und Schleswig-Holstein zusammenzubringen. Bringt das etwas in Ihrer Arbeit, dass hier Hamburg und Schleswig-Holstein wirklich gemeinsam unterwegs sind, weil es einfach nur schiere Größe ist, macht es ein bisschen größer und ist deshalb besser?


Nein, das bringt etwas und es bringt einmal etwas offener, vielleicht etwas abstrakteren Ebene, dass man sich wirklich als gemeinsamen Innovationsraum versteht. Das ist ja schon mal eine wichtige Erkenntnis, dass man eben nicht in Norderstedt oder Ochsenzoll, je nach Himmelsrichtung sozusagen, die Grenze zieht und sagt So, jetzt haben wir auch keine Struktur, die den Austausch zwischen Unternehmen aus Norderstedt und Hamburg möglich macht. Da an dem Beispiel wird es klar, wie beliebig an den…


Ich glaube man muss dazu dem Hörer in Süddeutschland sagen, dass Norderstedt unmittelbar an die Grenze von Hamburg stößt.


Genau, wenn kein Ortsschild dort stünde, würde man es nicht merken, dass man gerade das Bundesland verlässt oder in das nächste kommen würde.


Dementsprechend sollte man es als wirtschaftlich Handelnde und Agierende auch nicht merken. Das ist, glaube ich, auch das Wichtige, was wir schaffen müssen.


Ja und ich sehe das immer so, wenn man sich das vielleicht aber auch für die Zuhörerinnen und Zuhörer in Süddeutschland immer sagt: Wenn München ein eigenes Bundesland wäre, so wie Hamburg eines ist, dann würde es in unserem Bereich im Biotech Bereich hätte, ist die Entwicklung glaube ich in Garching und drumherum nicht so schnell und problemlos geben können und in Martinskirchen, weil das glaube ich ja, man muss das dann als einen Innovationsraum begreifen und das ist zumindest erst mal im Konzept so. Das hilft auch in der Abstimmung von glaube ich wirtschafts- und wissenschaftspolitischen Fragen. In meinem Aufsichtsrat sitzen die Wissenschafts- und Wirtschaftsstaatssekretär aus Hamburg und Schleswig-Holstein. Das ist finde ich ein unwahrscheinlich tolles Gremium, das einfach auch zeigt, dass dort gemeinsam an Fragestellungen auch diskutiert werden kann und es immer nur um die Sache geht und nicht um die Bundesländergrenzen.


Wir können an diesem Beispiel mal zeigen: Wir brauchen keine Diskussion um die Nordstadt, sondern wir müssen mit Leben füllen, dass zwei Länder, die unmittelbar aneinander grenzen, operativ zusammenarbeiten und dabei versuchen, alles zu heben, was an Chancen irgendwo möglich ist. Ich glaube, dass uns das im Life Science Bereich tatsächlich ganz gut gelingt, in den letzten Jahren jedenfalls gelungen ist. Auch dank der Arbeit von Hinrich Habeck, der dieses Cluster seit 2012 leitet. Und damit glaube ich, darf man mal sagen, auch eine hoch innovative Branche im Lande Schleswig-Holstein miteinander vernetzt, verzahnt und damit vieles vorantreibt. Wir waren vorhin bei dem BlueHealthTech Thema. Wir haben andere Themen in Lübeck mit bildgebenden KI Verfahren, bei denen wir ganz weit vorne auch im Bundesgebiet forschen, aber auch umsetzen daraus und viele, viele neue Forschungsansätze haben. Also es tut sich was, gerade in diesem Bereich, in Norddeutschland, in Hamburg oder in Schleswig-Holstein. Hinrich Habeck, schönen Dank, dass Sie dabei waren. Zum Schluss meines Podcasts gibt es immer drei kurze Fragen mit der Bitte um drei kurze Antworten. Und die erste heißt: „Mein liebster Ort in Schleswig-Holstein ist?“


Der Strand in Möltenort mit Blick auf die Kieler Förde bei Sonnenuntergang


An meiner Arbeit gefällt mir besonders?


Dass kein Tag dem anderen gleicht. Ich mit vielen Menschen, spannenden Menschen ins Gespräch kommen kann und immer jeden Tag was dazu lerne.


Am meisten inspiriert hat mich?


Ein gutes Buch zu lesen oder einen guten Podcast zu hören.


Herzlichen Dank, dass Sie dabei waren. Wir haben über Life Science Nord, über einen Cluster in Schleswig-Holstein für Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik gesprochen und das mit dem Chef dieses Cluster, Hinrich Habeck. Vielen Dank, dass Sie dabei waren und vielen Dank auch fürs Zuhören. Tschüss und bis zum nächsten Mal, wenn ich in einem neuen Podcast hoffentlich einen neuen spannenden Gast aus Schleswig-Holstein bei Echte Chancen begrüßen darf. Herzlichen Dank!