"Bildungseinrichtungen fangen an, digital zu denken."

Bernd Buchholz im Gespräch mit Andreas Dörich.

Andreas Dörich ist Geschäftsführer der Lübecker E-Learning-Plattform oncampus und beschäftigt sich seit Jahren mit digitaler Bildung. Mit Wirtschaftsminister Bernd Buchholz spricht er über Vorteile des Lernens im Netz, virtuelle Brandschutz-Seminare und den Wettbewerb auf dem E-Learning-Markt.

 

 

 


 

 

Bernd Buchholz: Moin aus Kiel und herzlich willkommen zu einer weiteren Folge meines Podcasts „Echte Chancen“. Mein Name ist Bernd Buchholz, ich bin Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein, und versuche in diesem Podcast, Schleswig-Holstein mal von einer anderen Seite näherzubringen. Über Menschen ein Land sichtbar zu machen, das innovativ, modern, dynamisch ist, das man so vielleicht nicht kennt, und das Menschen hat, in dem Menschen arbeiten, leben und kreativ sind, die man vielleicht nicht unbedingt sofort auf dem Zeiger hat.  Heute Abend ist bei mir Andreas Dörich. Herzlich Willkommen, Herr Dörich!

Andreas Dörich: Herzlichen Dank für die Einladung, ich freue mich, hier zu sein.

Andreas Dörich ist Geschäftsführer von oncampus. Was macht oncampus?

oncampus macht, ganz plakativ ausgedrückt, digitale Bildung. Wir sind nach außen seit vielen Jahren sichtbar als E-Learning-Plattform für digitale Weiterbildungsformate jeglicher Art – made in Schleswig-Holstein. Es geht los bei Kursen von 20, 30 Minuten Umfang, und endet im klassischen Kursformat bei Sachen, die ein halbes Jahr laufen, und dann auch mit akademischen Credit Points enden. Obendrauf kommt dann sogar noch über unsere Kooperationshochschulen die Möglichkeit, komplett online zu studieren.

Ok, also das ist jetzt eine Riesenbandbreite. Studieren kann man, aber man kann sich auch in anderen Bereichen elektronisch weiterbilden. Sagen Sie mal ein paar Beispiele, wo das beginnt und wo das endet.

Ganz schwierig, weil unsere Plattform aktuell mehr als 300 verschiedene Kurse umfasst, die wirklich eine ganz große Bandbreite abdecken, von Kursen, die akademische Hintergründe haben oder in die Richtung akademischer Bildung führen, zum Beispiel im Bereich der Medizintechnik. Wir decken aber auch einen großen Bereich ab klassischer Weiterbildungsthemen, insbesondere im Bereich Soft-Skills, wie Führung, Zeitmanagement, Organisation und ähnliche Themen. Wir haben aber auch Weiterbildungsangebote, die explizit ausschließlich für Berufstätige gedacht sind, und zwar welche, die üblicherweise mit akademischer Bildung gar nichts zu tun haben, sondern sich in sehr kompakten Weiterbildungsformaten zum Beispiel mit Arbeitssicherheit, Brandschutz oder Hygiene entweder beschäftigen oder auch beschäftigen müssen, weil es Pflichtschulungen sind. Also auch in dem Bereich sind wir tätig und bieten entsprechend staatlich verpflichtende Schulungen dann jährlich in Unternehmen an.

Also jetzt machen wir beide mal eine klitzekleine Reise, als wäre ich jemand, der sich im Thema Brandschutz weiterbilden müsste. Und jetzt habe ich die Möglichkeit, das digital zu machen bei oncampus.

Genau.

Und da geht das wie? Ich melde mich bei Ihnen und sage, ich brauche Brandschutzfortbildung, oder ich suche mir das auf einer Plattform? Wo finde ich das?

Zum einen: Sie finden das bei uns auf der Plattform. Häufig ist es so: Gar nicht sie finden mich, sondern ihre Firma findet mich. Das ist der klassische Weg. Die Firma sucht für alle ihre Beschäftigten eine Schulung und bucht eben entsprechende Pakete, damit alle auch einheitlich innerhalb der Firma geschult sind und die Firma auch auf der anderen Seite sicherstellt, jeder hat die Weiterbildung bekommen. Das ist garantiert schwieriger, wenn man versucht, es jedem einzeln nahe zu legen, dass er es bitte irgendwann im Laufe des Jahres machen möge.

Und jetzt ganz praktisch, wir stellen uns das jetzt vor: Ich hab‘ jetzt eine Lerneinheit bei Ihnen, die, sagen wir mal, nur eine kurze Einheit ist. Was ist so das kürzeste, der Schnelldurchlauf?

Die kompakten Formate, gerade beim Bereich Brandschutz, sind wirklich Schulungen mit 30 bis 45 Minuten Gesamtinhalt.

30 bis 45 Minuten – und das mache ich an meinem PC?

Das machen Sie an einem digitalen Endgerät Ihrer Wahl. Also je nach Interesse auch am Tablet oder Smartphone.

Und da wird mir auch optisch ein Lehrer gegenübergestellt oder wie habe ich mir das vorzustellen?

Solche Schulungen sind keine Live-Sessions. Das heißt, sie haben gegebenenfalls natürlich Videoinhalte drin, die sind aber nicht live, sondern aufgezeichnet. Insbesondere bei diesen kurzen Schulungsformaten ist sogar der gesamte Inhalt multimedial. Das heißt, sie haben fast nichts zu lesen, abgesehen von den Fragen im Abschlusstest, sondern bekommen einen komplett als Simulation oder Video aufbereiteten Inhalt.

Und den kann ich mir dann zu der Zeit, wo ich gerade Lust habe, ansehen und dann daran weiterarbeiten? Oder ist das an bestimmte Regeln geknüpft, dass ich zu bestimmten Zeiten auch e-learnen muss?

Nein, sie können lernen wann immer und wo immer sie wollen, so oft sie wollen. Auch wenn sie sagen „Langweilig, ich möchte vorspulen“, das geht in fast allen Kursen, ausgenommen natürlich Pflichtschulungen. Sie können aber auch zurückspulen, Sachen wiederholen. Gerade bei komplexeren Themen oder aber, wenn Sie dann doch mal es nur versucht haben, nebenbei zu machen, und sie gemerkt haben, sie haben was verpasst. Sie spulen einfach nochmal zurück, hören sich das Ganze nochmal an, gehen das Ganze nochmal durch, machen sich vielleicht sogar Notizen und und und. Das klappt in keinem Präsenzbildungsangebot.  

Das ist ja etwas, das in der digitalen Welt entstanden ist, und gerade jetzt, in Zeiten von Corona, wahrscheinlich doch ein besonderes Augenmerk hat. Haben Sie in den letzten Monaten eigentlich gespürt, dass man mehr auf diese Form der digitalen Bildungsangebote zurückkommt?

Das allererste, was wir gespürt haben, war auf Unternehmensseite eine große Zurückhaltung, weil viele erstmal wirtschaftlich unsicher waren, wo geht es hin, und jedes größere Investment in Bildung gestoppt haben, bevor es dann wieder anfing.  Bildungsträger auf der anderen Seite hatten ganz plötzlich den Bedarf, bisherige Präsenzformate in Onlineformate zu überführen, hatten aber erstens keine richtige Idee, wie man das macht, und vor allem gerade bei öffentlich finanzierten Einrichtungen spontan auch kein Budget dafür. Das ist was, was wir jetzt, nach einem halben, dreiviertel Jahr Leben mit Corona, merken. Bildungsformate werden komplett anders geplant, und zwar nicht einmalig im Jahr 2020 Corona, sondern dauerhaft. Nicht immer komplett digital, aber zumindest immer mit hohen digitalen Anteilen.

Also man plant eher so hybride Lehrveranstaltungen? Es kann auch mal ein Präsenzthema geben, aber Elemente von E-Learning werden eingebaut?

Genau. Das ist, was ich als Zukunft für klassisch lang laufende Bildungsmaßnahmen von Schule über Berufsbildung bis zum Studium sehe. Dass da der Anteil digitaler Formate immer weiter wachsen wird, aber naturgemäß in den seltensten Fällen ein Angebot komplett digital sein wird.

Man braucht auf Ihrer Seite des Unternehmens – wir waren vorhin bei Brandschutz und bei völlig anderen Aufgaben – ein inhaltliches Knowhow, das man vermittelt. Und man braucht ein didaktisches, besonderes Knowhow natürlich für die Vermittlung auf diesem digitalen Weg. Also da sind ja zwei Komponenten dabei. Wenn ich einen Raum brauche und einen Lehrer, dann weiß ich, kauf ich mir den Lehrer für den Brandschutz ein, dann habe ich das Thema Brandschutz erledigt. In diesem Fall braucht’s ein bisschen mehr, weil man ja auch auf digitale Art und Weise glaube ich anders lernt, als einfach nur im Frontalunterricht.

Richtig, das ist auch eine der ganz großen Lektionen. Bei der Frage „Wie gestalte ich digitale Bildung?“ wurden früher viele Fehler gemacht, indem nämlich einfach versucht wurde, Präsenzformate ins Digitale zu kippen. Im Grunde das, was der Lehrer einer Klasse gesagt hätte, hat man aufgeschrieben, auf `ne CD gebrannt, verschickt. Der Lerneffekt dabei ist überschaubar, weil übersehen wird, welche Potenziale im digitalen Lernen stecken, welche Art von Inhaltsaufbereitung ich eigentlich bieten kann, was ich multimedial erreichen kann, was mit einer einfachen Erklärung vielleicht gar nicht so einfach getan wäre. Es birgt aber eben auch einen großen Aufwand, das Ganze umzusetzen. Dafür brauchen Sie wirklich ein größeres Team, Spezialistinnen und Spezialisten, die genau das machen, was Sie gerade gesagt haben. Das eine ist eine didaktische Aufbereitung von Inhalten. Wirklich daraus dann Drehbücher schreiben, das Ganze umsetzen. Geeignete Prüfungsformen und erstmal Lernüberprüfungsmöglichkeiten zu finden, sind Sie noch auf dem richtigen Lernpfad in einem längeren Modul, müssen Sie mal irgendwo eine Wiederholung machen. Parallel dazu gibt’s natürlich den großen Berg „Erstellung der gesamten multimedialen Inhalte“, dazu gehört natürlich auch – wir sitzen hier heute in einem Studio – das ganze Thema Audio. Wir haben auch ein eigenes Videostudio bei uns stehen, mit Greenscreen und vielen anderen Techniken. Dazu gehört aber auch der gesamte Bereich des Erstellens von Animationen, Simulationen und so weiter. Und wir machen das tatsächlich inzwischen alles komplett inhouse.

Herr Dörich, E-Learning macht ja nicht nur oncampus. Also da gibt’s wahrscheinlich mehr Firmen. Wie viele Firmen gibt’s inzwischen in Deutschland, die das können, was Sie auch können? Was würden Sie sagen, wie groß ist die Konkurrenz?

Konkurrenz ist bei unserem Portfolio ganz ganz schwierig zu greifen. Weil es niemanden gibt, der genau das macht, was wir machen. Wenn wir nur davon reden, Lernplattformen, wir stellen sowas bereit, für Firmen, für Schulen, für Hochschulen und so weiter, wenn ich nur nach der Anzahl der Plattformen in deutscher oder englischer Sprache gehe, reden wir von etwa 800, die es gibt, potenziell. Im gesamten Bereich der reinen Multimediaproduktionen ist die Konkurrenz groß. Rein auf Didaktik spezialisierte Einrichtungen sind schon deutlich seltener, zumindest im deutschsprachigen Raum. Das ist ein Bereich, der eher gängig ist gerade in Nordamerika. Also da wird auch schon deutlich länger, gerade im Schul- und Hochschulbereich, Digitales angeboten. Und faszinierenderweise beispielsweise in Australien.

Ist das Ihr Spezialfeld, wo Sie sagen, da sind wir besonders gut, in diesem didaktischen, in diesem vermittelnden Bereich?

Das ist ein Teil davon. Ich würde immer sagen: Das, was uns stark macht, ist, dass wir alles aus einer Hand anbieten. Dass wir nicht sagen, wir machen E-Learning, und fangen an, das Audio hier einzukaufen, das didaktische Konzept dort, und die Technik vom Dritten. Dass wirklich alles bei uns vor Ort, made in Lübeck, passiert. Sie kennen Ihre Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, Sie wissen, wer das ist, Sie können auch vorbeikommen und uns zugucken bei der Arbeit.

Jetzt stelle ich mir vor, da fragt sich jemand, ich sitze an meinem Endgerät, an meinen PC, an meinem Tablet, und lerne da etwas. Möglicherweise ist da doch einer dahinter, der schneidet das alles mit und zeichnet das auf und Datenschutz – wie geht das denn da alles? Sind solche Bedenken in irgendeiner Form berechtigt?   

Wir kennen die Bedenken und wir können sie alle wunderbar zerstreuen. Wir machen tatsächlich alles vor Ort. Dazu gehört nicht nur die gesamte Konzeption und Produktion, sondern es steht auch tatsächlich jeder Server bei uns in Lübeck auf dem Campus der Technischen Hochschule Lübeck. Wir arbeiten nur mit Systemen, die von uns selbst gehostet werden. Da ist also kein externer Anbieter dazwischen, der seine Daten potenziell einmal um den ganzen Planeten schickt.

Wie entsteht sowas eigentlich im Lande Schleswig-Holstein? Wie lange gibt’s oncampus schon?

oncampus als gegründete Firma seit 2003, also jetzt seit mehr als 17 Jahren. oncampus als Markenname tatsächlich sogar noch ein bisschen länger. Angefangen hat das Ganze mal mit einem Bundesleitprojekt etlicher Hochschulen, dazu gehörten auch welche aus Schleswig-Holstein. Und die haben angefangen, Online-Studiengänge zu entwickeln, damals noch tatsächlich mit einem Online-Anteil, der relativ gering war, und den Rest gab es auf gebrannter CD. Das war Mitte, Ende der 90er Jahre. Und diese Hochschulen haben dann versucht, ein gemeinsames Geschäftsmodell aufzustellen, mit einer gemeinsamen technischen Infrastruktur, die gemeinsam betrieben wird, mit gemeinsamen Inhalten, und sind dann an die Grenzen dessen gekommen, was einzelne Hochschulen zum einen technisch leisten können, zum anderen aber auch, welchen Rahmen sie haben, überhaupt wirtschaftlich miteinander zu agieren.

Das müssen wir nochmal ein bisschen genauer auseinandersieben: Erstmal ist ja faszinierend, dass die Universitäten oder die Hochschulen gesagt haben, wir wollen dieses Thema besetzen, wir wollen auch in einer modernen Art und Weise für Learning sorgen können.

Genau, und eigentlich muss man sagen, sie haben nicht mal das moderne Thema gesucht, sie haben neue Zielgruppen gesucht. Sie haben sich die Frage gestellt, wie kriegen sie andere Zielgruppen an die Hochschule, insbesondere die, die nicht direkt nach der Hochschulzugangsberechtigung, also üblicherweise Abitur, das Studium anfangen. Mit was für einem Studiumsmodell kriege ich die Generation 30+, die Vollzeit im Beruf ist, vielleicht noch eine Familie hat, irgendwie in ein Studium. Was für ein Format braucht das? Wie kriege ich da ausreichend Flexibilität rein? Und das war dann die Idee weniger Einzelner, zu versuchen, das Ganze über das Internet abzubilden.

Also erstmal fasziniert mich, dass man in den Hochschulen sagt, das wollen wir jetzt mal kreieren.  Aber dann ist man an die Grenzen geraten. Warum ist man da an die Grenzen geraten? Ist ja eigentliche eine schöne Geschichte, daraus jetzt quasi eine Ausgründung zu machen und das als Universitäten oder Hochschulen als Ableger zu führen als Unternehmen. Wo waren die Grenzen und warum hat man diese Grenzen erreicht?   

Die Grenze war ganz klar die Frage „Wer traut sich?“. Wer möchte ein wirtschaftliches Risiko eingehen, ein Unternehmen aufzubauen, da rein zu investieren, eine dauerhafte Infrastruktur zu schaffen, die über das hinaus geht, was gerade vor 20 Jahren ein Hochschulrechenzentrum leisten konnte und wollte. Wer traut sich wirklich, da rein zu investieren und auch seinen eigenen Namen draufzuschreiben. 

Und da gab es dann einen Gründer, einen Mutigen?

Da gab es tatsächlich nach der Idee – wie gesagt, es waren an dem Bundesleitprojekt viele Hochschulen beteiligt – am Ende nur eine einzige Hochschule, Fachhochschule Lübeck, heute Technische Hochschule Lübeck, die gesagt hat, sie traut sich, sie gründet aus, sie geht das Investment ein.

Damals hat man angefangen mit wie vielen Mitarbeitern? 2003 haben Sie gesagt, also vor 17 Jahren?

2003 bei der Gründung zwei, drei. Es ging sehr überschaubar los mit Menschen, die da tatsächlich angestellt waren, da hat man wirklich noch relativ viel einzeln eingekauft, insbesondere im Hochschulumfeld.

Heute sind Sie wie viele Mitarbeiter?

38.

Und wie sind Sie, Herr Dörich, dazu gekommen, als Geschäftsführer von oncampus tätig zu sein?

Angefangen hat das Ganze mal mit ein bisschen Zufall, wie so oft bei uns im Leben.

Und der Zufall war welcher?

Ich habe studiert, Betriebswirtschaft, mit dem Schwerpunkt Regionalpolitik und Logistik. Und am Logistik-Lehrstuhl war eine Diplomarbeit ausgeschrieben zum Thema E-Learning in der Logistik. Auf das Thema habe ich mich gestürzt und mich wirklich auch mit der Frage beschäftigt, wie hätte mein Studium aussehen können, hätte ich diese Möglichkeiten gehabt, die ich da gerade untersucht habe. Und daraufhin habe ich auch bewusst nach beruflichen Möglichkeiten in diesem Umfeld gesucht, und habe mal im Sommer 2010 angefangen für ein Jahr Elternzeitvertretung. Das Team ist immer weiter gewachsen, die Kollegin kam zurück aus der Elternzeit, ich konnte bleiben und habe mich dann zunächst durch verschiedene Forschungsarbeiten hochgearbeitet, war dann 2016 kaufmännischer Leiter und bin jetzt seit 2018 in der Geschäftsführung.

Und die Diplomarbeit zum Thema E-Learning in der Logistik, die war damals irgendwie für Sie faszinierend oder warum hat Sie das so angesprochen?

Das war tatsächlich ein Thema, ich war schon immer so ein bisschen, ich will nicht sagen bildungsfixiert, aber es hat mich interessiert, wie man selbst Wissen aufbaut und wie man auch anderen Sachen beibringen kann. Es war sogar so bei mir im Hinterkopf, wenn das jetzt alles nichts wird mit dem Studium, wenn ich keinen Job spontan finde, ich mache nochmal ein Studium Lehramt obendrauf. Ist ja nicht mehr so viel Aufwand dann, für Berufsschulen das zu machen. Das kam wieder alles ganz anders, wie gesagt. Das wurde dann direkt der Einstieg ins E-Learning.  

Und das ist ein Geschäftsfeld, das ja nun weltweit durchaus boomt. Mögen Sie was sagen, wie groß oncampus heute ist? Wenn man so umsatzmäßig sagen würde, was setzt so eine Firma heute um? Eine Ausgründung aus der Technischen Hochschule?

Sie wissen doch, dass man über Zahlen nicht spricht, aber es steht schon das Wort Millionen dahinter.

Mit dem Wirtschaftsminister muss man über Zahlen sprechen, also da darf man das auch.

Es ist tatsächlich verhältnismäßig überschaubar. Also wir sind weit weg von dem, was große US-Plattformen hier abliefern. Liegt aber auch leider daran, dass in Deutschland nach wie vor gegenüber digitaler Bildung eine große Skepsis herrscht, und insbesondere eine relativ überschaubare Zahlungsbereitschaft für digitale Weiterbildung.

Was nochmal ein bisschen eine Frage auslöst in Hinblick auf das Geschäftsmodell von oncampus. Also wenn ich jetzt ankäme und sage, ich will mich weiterbilden, als sagen wir mal normaler Arbeitnehmer, könnte ich ja auch machen.

Genau.

Dann bin ich ja auch nicht unbedingt bereit zu sagen, „Ach Gott, dafür gebe ich jetzt ganz viel Geld aus“, sondern dann würde ich eher es gut finden, wenn man das jedenfalls zu überschaubaren Kosten macht. Das kostet ja schon ganz viel meiner Zeit. Zahlt der Kunde in der Regel für die Form der Bildung, die er da genießt bei oncampus?

Das ist bei uns auf der Plattform beides möglich. Wir haben etwas mehr als 300 Kurse aktuell auf der Plattform, ziemlich genau die Hälfte davon ist kostenfrei. In aller Regel wurden diese Kurse vorab von jemandem bezahlt, der ein Interesse daran hatte, dass dieser Kurs verfügbar gemacht wird.  

Also das sind Firmen, die wollen, dass Menschen sich in dieser Richtung weiterbilden?

Das ist tatsächlich häufig nicht eine klassische Firma, sondern eher so die Richtung Stiftung, NGOs, in dieser Richtung. Da haben wir tatsächlich einiges auf der Plattform. Und das andere ist, dass der gesamte Forschungs- und Hochschulbereich häufig Ideen hat, Content entwickelt, aber keine eigene Plattform betreibt und auch keinen Zugang zu Publikum hat.

Und den stellen Sie dann her mit oncampus.

Genau, dann haben wir nur noch die Rolle der Plattform, und der Inhalt kommt entsprechend von den Kunden zugeliefert.

Wenn ich jetzt diese 150, also die Hälfte der Angebote, aufsuchen wollte, dann gehe ich zu www...

… oncampus.de.

Und da finde ich dann das eine oder andere, was, vielleicht sogar kostenlos, mein Leben, meine Weiterbildung ganz anders voranbringen kann.

Was Ihnen echte Chancen bringen kann.

Bei mir ist Andreas Dörich, der Geschäftsführer von oncampus, einer aus einer Hochschule ausgegründeten Company in Schleswig-Holstein, die, wenn ich das mal sagen darf, in einem eindeutigen Zukunftsmarkt unterwegs ist. Wenn Sie zum Schluss gefragt würden, nach dem Motto, was ist Ihre Vision für Ihre Firma, für oncampus, sehen Sie da noch richtig Expansionschancen für die Zukunft?

Ja! Das ist das, was jetzt gerade anfängt. Unternehmen und Bildungseinrichtungen fangen an, digital zu denken, digital zu planen. Also ich sitze gerne in zwei Jahren nochmal hier bei Ihnen im Podcast und rede darüber, dass wir uns in der Größe verdoppelt oder verdreifacht haben. Das Ganze fängt jetzt erst an.

Sie brauchen Mitarbeiter natürlich, die besondere Fähigkeiten haben, die didaktisch denken, die aber auch mit Technik umgehen können. Ist es schwer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Ihr Business zu rekrutieren?

Insgesamt betrachtet ist es immer eine Herausforderung, gutes Personal zu finden. Wir sind aber als Marke tatsächlich innerhalb der Branche so gut sichtbar, dass ich eigentlich immer eine Liste in der Tasche habe von Menschen, die gerne für uns arbeiten würden, bei denen ich aber sagen muss, sie passen aktuell noch gar nicht so richtig rein. Wir haben aber fast immer im Laufe der nächsten Jahre für diese Leute etwas gefunden.

Also für die Wachstumsperspektive haben Sie jedenfalls die personellen Ressourcen in der Hinterhand?

Aktuell nicke ich das sofort ab, ja.

Sehr schön, das zeigt, die Chancen sind groß. Zum Schluss meines Podcasts gibt es immer kurze Fragen mit der Bitte um kurze Antworten. Und das sind auch nur wenige. Die besten Ideen habe ich …

… alleine nachts am Strand.

Nachts am Strand?

Wenn wirklich niemand mehr da ist.

Mein liebster Ort in Schleswig-Holstein ist …

… eigentlich jeder Ort, der direkt am Wasser ist. Heimatverbunden würde ich jetzt Travemünde antworten.

Sind Sie in Schleswig-Holstein geboren?

Tatsächlich nicht, aber in Hamburg. Und ich habe auch noch nie südlicher als Hamburg gelebt.

Das zeigt die Verbundenheit der Norddeutschen mit Norddeutschland an dieser Stelle. Am meisten inspiriert hat mich …

In Summe betrachtet wahrscheinlich mein gesamtes Team, das so voller Ideen ist und mir überhaupt erstmal hilft, oncampus immer weiter zu entwickeln, viel besser, schneller und innovativer, als ich das alleine je könnte.

Wie lange machen Sie das jetzt schon als Geschäftsführer?

Geschäftsführer jetzt knapp zweieinhalb Jahre.

Und man hat den Eindruck, als ob in Ihnen ein Feuer brennt, viel noch zu entflammen, was mit oncampus möglich ist. Herzlichen Dank für Ihren Besuch heute Abend bei mir, wir haben oncampus ein bisschen näher gebracht, aber vor allem E-Learning aus Schleswig-Holstein. Eine Ausgründung von Hochschulen, wo genau das stattfindet, was sich der Wirtschaftsminister so wünscht, dass nämlich da, wo die Forschung stattfindet, Ideen entwickelt werden, die dann auch in echte Wertschöpfung umgesetzt werden. In diesem Falle klappt das mal im Sinne von, hier ist eine Firma am Start, die auch ganz normal sich dem Wettbewerb stellt und damit auch Wertschöpfung kreiert in einem Zukunftsbereich, in einem digitalen Learningbereich. Ich wünsche für die Zukunft ganz ganz viel Erfolg und ganz ganz viel kreative und tolle Ideen, vor allem aber ganz viele Kunden, die auch die Bereitschaft haben, das zu bezahlen, was sie in Auftrag geben bei Ihnen. Herzlichen Dank, dass Sie bei mir waren, lieber Herr Dörich, und alles Gute für die Zukunft.

Vielen Dank für die vielen guten Wünsche und selbstverständlich auch nochmal vielen Dank für die Einladung und die Möglichkeit, sich hier mit Ihnen auszutauschen.

Sehr gern! Mir hat das Spaß gemacht, ich habe viel erfahren über oncampus und ich verspreche, Ihre Firma werde ich demnächst dann auch mal besuchen, das habe ich nämlich in der Tat noch nicht. Bei vielen anderen, die ich hier höre, war ich schon, bei Ihnen war ich noch nicht. Das nehmen wir auf jeden Fall in Angriff. Mir hat das Spaß gemacht, ich würde gerne noch mehr sehen davon. Ich hoffe, Ihnen hat es auch beim Zuhören Spaß gemacht. Ich freue mich auf die nächste Folge, herzlichen Dank!