"Das ist das Großartige an Schleswig-Holstein: fast alle unserer Mitarbeiter haben Glasfaser."

Bernd Buchholz im Gespräch mit Janina Meesenburg.

Janina Meesenburg ist Geschäftsführerin des Geodaten-Dienstleistungsunternehmens geoGLIS aus Eckernförde. Mit Wirtschaftsminister Bernd Buchholz spricht sie über Open Data, erfolgreiche Generationswechsel in der Wirtschaft und die besten Tauchspots in Schleswig-Holstein.

 

 

 


 

 

Bernd Buchholz: Moin aus Kiel und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge meines Podcasts „Echte Chancen“. Mein Name ist Bernd Buchholz, bin Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und versuche in meinem Podcast einen anderen Blick auf Schleswig-Holstein zu werfen, indem ich mich mit Menschen unterhalte, die man möglicherweise nicht sofort in Schleswig-Holstein vermutet. Die Dinge machen, die besonders sind, die das Land aber auch auf eine besondere Art und Weise voranbringen und die vielleicht ein neues Bild von Schleswig-Holstein zeichnen. Eines, das über das touristische und das schöne Landschaftsbild hinaus einen ganz anderen Eindruck von Schleswig-Holstein macht. Mein heutiger Gast macht mit digitaler Technik sichtbar, wie es um Flächen und Böden in Schleswig-Holstein und Deutschland bestellt ist. Janina Meesenburg ist Geschäftsführerin von geoGLIS. Hallo, Frau Meesenburg.

Janina Meesenburg: Hallo, Herr Buchholz.

geoGLIS, das müssen Sie erklären. Wofür steht der Firmenname?

geoGLIS steht für Geo, Gesellschaft für Landschaftsinformationssysteme.

Landschaftsinformationssysteme. Was macht denn geoGLIS?

Wir beschäftigen uns letzten Endes mit allem, was mit Geodaten zu tun hat. Das heißt, wir digitalisieren Daten, neben der Erfassung bereiten wir die Daten auf, homogenisieren die Daten, sind auch beratend tätig. Das bedeutet, wir haben zum Beispiel kommunale Kunden, die wir eben im Umgang mit Geodaten beraten: Wie können sie die einsetzen? Wie kann man die statistisch auswerten?

… Aber es sind erst einmal Geodaten.

Genau.

Das heißt, das sind Daten, die zunächst mal nichts anderes sagen, als: Was ist in der Region, was gibt es da? Also ich sage mal das, was ich von Google Maps eigentlich so kenne.

Ja, ganz genau. Das kann aber natürlich noch viel, viel tiefer gehen. So gibt es zum Beispiel Daten über Flächen: Welche Tiere leben auf diesen Flächen, welche Pflanzen wachsen auf diesen Flächen? Wie kann man die einkategorisieren? Wir haben Daten zum Beispiel über, also touristische Daten: Wo gibt es Schilder, wo der Tourist schauen kann, wo komme ich von links nach rechts? Wo gibt es Wanderwege? Also das kann sehr, sehr vielfältig sein.

Und diese Tiefe der Daten, die erfassen Sie alle bei geoGLIS, in einer privatwirtschaftlichen Firma, die diese Daten dann an andere verkauft oder zur Verfügung stellt? Oder wie hab‘ ich mir das vorzustellen?

Nicht direkt. Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen, das auch sehr viel Projektarbeit macht. Es gibt natürlich ganz viele Projekte, zum Beispiel hier in Schleswig-Holstein, bei denen solche Daten erfasst werden. Darunter ein Beispiel vom Landesamt für Umwelt, das vor rund sechs Jahren die Biotopkartierung ausgeschrieben hat. Das heißt, wir haben uns ganz normal darauf beworben und haben dann eben rund 350.000 Flächen hier in Schleswig-Holstein entsprechend erfasst - eine riesengroße Datenbank mit Daten zu Biotopen.

Wer kann da jetzt drauf zugreifen auf diese Datenbank? Nur die Auftraggeber, die es bestellt haben oder auch andere?

Tatsächlich sind das freie Daten, die Sie jetzt im Moment sogar schon im Internet beziehen konnten. Also können. Sie können jederzeit das beim LLUR von der Website herunterladen und dann auch mit diesen Daten arbeiten.

Das heißt, in der Regel sind Ihre Auftraggeber öffentliche Auftraggeber, die sowas erfassen wollen oder eher auch privatwirtschaftliche?

Nein, das sind meistens öffentliche Auftraggeber.

Meistens Öffentliche, die dann irgendwo eine Datenbank wollen, weil sie bestimmte Dinge kartieren müssen. Also ich sage jetzt mal, ich bin ja als Wirtschafts- und Verkehrsminister zum Beispiel auch interessiert daran, dass bestimmte Daten zum Beispiel über Oberflächengewässer existieren, damit ich meine Planungen, für Straßenbau zum Beispiel, vorantreiben kann. Denn wenn ich nicht weiß, was da Gewässer-mäßig ist, dann kann ich nicht einfach sagen: das und das ist der Zustand des Gewässers. Solche Daten würden Sie im Auftrag, zum Beispiel des Umweltministeriums, zusammenfassen und kartiert dann hinterlegen.

Genau. Wir haben einmal die letzten sechs Jahre eben solche Daten in einem Projekt erfasst, haben aber auch von sogenannten Dritt-Kartierungen, also anderen Projekten, die hier innerhalb des Landes erfasst wurden, diese Daten dann zu uns bekommen. Haben die dann entsprechend homogenisiert zusammengefasst, damit man das Ganze dann eben für solche Zwecke auswerten kann.

Das ist offenbar etwas, das nicht jeder kann, was Sie da tun. Sonst würden Sie das ja nicht so exklusiv machen können. Was braucht man denn dafür, um das zu können?

Ja, das ist letzten Endes ganz unterschiedlich. Auf der einen Seite haben wir sehr viele Mitarbeiter, die zum Beispiel eine sogenannte GIS-Ausbildung haben, das ist eine, also GIS bedeutet Geo-Informationssystem. Man kann sich in die Richtung spezialisieren, bereits an der Uni, zum Beispiel in der Geografie. Aber auch die Archäologie bietet so etwas an, teilweise sogar in der Biologie. Je nachdem eben, in welche Richtung man geht. Man kann aber auch in Hamburg bei der GIS-Akademie zum Beispiel eine Weiterbildung machen. Und ja, solche Spezialisten suchen wir.

Ihre Firma gibt‘s wie lange?

1991 wurde die GLIS gegründet, also die Gesellschaft für Landschaftsinformationssysteme. Und 1996 wurde dann die geoGLIS entsprechend in Eckernförde im TÖZ, im Technik- und Ökologiezentrum, gegründet.

Sie sind von Hause aus was?

Ich bin eigentlich Archäologin.

Archäologin.

Genau.

Und wie kommt man dann zu so einer Geoinformationssystem-Firma, wenn ich das mal so verkürzt so sagen darf?

Man denkt immer, in der Archäologie hat man wenig mit Informatik zu tun. Das ist aber eigentlich überhaupt nicht so. Gerade die Universität Köln und auch hier in Kiel beschäftigt man sich schon sehr viel mit der Analyse von Daten oder der Erfassung von Daten. Und das habe ich eigentlich schon von Anfang an während meines Studiums gemacht. Ich habe auch Informatik im Nebenfach studiert und Geologie und konnte das dann eigentlich in Köln wunderbar kombinieren.

Sie kommen nicht ursprünglich aus Schleswig-Holstein?

Nein, ich bin Aachenerin.

Aachenerin?

Genau.

Und damals sind Sie vor acht Jahren nach Schleswig-Holstein gekommen?

Ja, vor acht Jahren bin ich hierhergezogen. Aber verbunden bin ich jetzt mittlerweile fast 14 Jahre mit Schleswig-Holstein durch meinen Mann.

Frau Meesenburg, Sie müssen nochmal an einer Stelle ein bisschen…wir müssen einen Exkurs machen. Eine junge Frau, die Archäologie studiert und dann auch noch im Nebenfach Informatik. Das ist ja nicht so häufig. Gerade in diesen Bereichen stellen wir ja fest, dass viele junge Frauen eher sowas nicht studieren. Waren Sie auch umgeben von lauter Männern in diesen Studiengängen? Und was hat Sie damals bewogen zu sagen: Mensch, das ist doch spannend. Informatik, das mache ich mal!

Unter den Archäologen ist das glaube ich relativ ausgeglichen, also dass Männer-Frauen-Verhältnis, würde ich sagen. Vielleicht sogar einen Ticken mehr Frauen am Anfang.

Ja, aber bei den Informatikern nicht.

Das kommt jetzt ganz drauf an. Ich habe die sogenannte Informationsverarbeitung studiert. Das ist ein spezielles Fach in Köln, das für Geisteswissenschaftler die Informatik näher beleuchtet. Das heißt, wir haben natürlich auch programmiert, so wie man das eben aus der Informatik kennt, aber vor allem Massendatenbearbeitung oder Verarbeitung als Schwerpunkt gehabt. Und hier waren wir doch auch zu dem Zeitpunkt, als ich studiert habe, relativ ausgeglichen vom Frauenanteil. Eben, weil man natürlich das Ganze immer nur als Nebenfach studiert hat. Es gab sehr wenig Hauptfächler in dem Bereich und dann hat man das oft so mitgenommen, würde ich sagen. Es war ja noch ein Magister Studiengang. Das heißt, man hatte ein Hauptfach bei uns und zwei Nebenfächer entsprechend. Und ich fand das damals sehr klug, in diese Richtung zu gehen, zumal ich sehr Computer-affin war. Also ich habe glaub ich das erste Mal mit acht programmiert und dann passt das schon.

Also das ist schon etwas Besonderes, schon eine besondere Art und Weise. Wie macht man jungen Frauen schmackhaft, dass das wirklich spannend ist und dass mehr dazu verleitet werden, sich im Zweifel für Informatik und für diese Form von dann doch naturwissenschaftlichen Teilen der geisteswissenschaftlichen Ausbildung zu interessieren? Was ist der Hemmschuh, der Frauen abhält davon, in diese Berufe zu gehen?

Ich fände es ja gut, wenn man schon bereits während der Schulzeit mehr, mehr Fokus auf die Naturwissenschaften legen würde. Dass man dann auch gar nicht erst diese Hemmschwellen aufbaut. Das es etwas völlig Normales ist, dass man sich in diese Richtung auch weiterentwickelt. Für mich war das immer völlig klar, dass ich auch Mathe gerne haben kann und nicht nur Deutsch oder Geschichte und Kunst mag. Und so bin ich eben auch erzogen worden, dass man in alle Richtungen gehen kann und ich denke, das sollte eigentlich auch für alle Frauen gelten.

An ihrem Beispiel jedenfalls auch wahnsinnig positiv. Sie fangen an vor acht Jahren bei einer Firma in Eckernförde, können das tun, was auch durchaus Spaß macht offensichtlich. Denn Geoinformationsdaten aufzubereiten, das ist ja etwas, wo es Sie hingetrieben hat, geradezu das zu machen. Heute sind Sie Geschäftsführerin der Firma, was noch nicht so lange der Fall ist.

Genau. Ich habe am 1.1.2021, also gerade vor kurzem erst die Geschäftsführung übernommen.

Wie kam das?

Die geoGLIS existiert ja jetzt insgesamt schon beinahe 30 Jahre, wenn man so zurückblickt. Und natürlich wird es irgendwann Zeit, dass man als Geschäftsführer in Rente geht. Und für Beate Stabenow und Achim Wolf kam eben jetzt diese Zeit, sich Gedanken darüber zu machen: Wie soll es in Zukunft mit der Firma weitergehen? Wie kann man das Ganze zukunftssicher eben in die Zukunft bringen? Ich habe in den letzten Jahren sehr, sehr viele größere Projekte als Projektleitung übernommen und suchte auch irgendwo immer mehr Herausforderungen. Also ich hätte gerne, wenn es jetzt nicht die Geschäftsführung geworden wäre, schon größere Projekte auch mit Massendatenbearbeitung ins Auge gefasst. Ja, im März letzten Jahres kamen die beiden dann auf mich zu, ob ich nicht Interesse daran hätte, die Geschäftsführung zu übernehmen. Zu dem Zeitpunkt habe ich überhaupt noch gar nicht daran gedacht, dass es irgendeine Option für mich wäre oder dass es in diese Richtung gehen könnte. Ja, und ich habe eigentlich, glaube ich, am gleichen Abend gesagt: Ja, ich möchte mich dieser Herausforderung stellen.

War das eine schwierige Entscheidung für Sie oder war das dann eigentlich relativ knackig zu sagen: Ja nee, klar, mach ich.

Nein, ich hab da schon drüber nachgedacht. Möchte ich das überhaupt, so viel Verantwortung übernehmen? Und auch: kann ich das? Kann ich für eine ganze Firma und auch für unsere Mitarbeiter in die Zukunft blicken, sehen, wohin kann es gehen mit uns? Aber am Ende war für mich wirklich klar: Ja, das möchte ich machen.

Schön. Gut, dass Sie sich dafür entschieden haben, weil viele Frauen in der Tat bei dieser Frage, will ich diese Verantwortung übernehmen, dann sagen: Okay, weiß ich gar nicht, ob ich mir das zutraue oder so. Man muss Frauen, finde ich, viel mehr Mut machen, in diese Führungsaufgaben auch tatsächlich reinzugehen. Denn in Wahrheit stellt sich heraus, sie können diese Führungsaufgaben sehr wohl und sehr gut. Anders als Männer stellen sie sich vielmehr Fragen, ob sie das wirklich können oder nicht. Also sind Selbstzweifel so offenbar bei Frauen ausgeprägter als bei Männern, wenn ich das jetzt einfach mal so als Mann sagen darf. Und viele Frauen können einfach viel mehr glaube ich, als sie sich selbst zutrauen. Insoweit super, dass Sie es gemacht haben und so mutig waren, die Geschäftsführung mit zu übernehmen, denn das ist ja jetzt auch in der Tat ein Stückchen neue Herausforderung. Wie fühlt sich das an in den ersten Monaten der Tätigkeit?

Ja, an, in manchen Punkten ist das natürlich noch sehr fremd. Wir hätten das auch gerne alles noch ein bisschen anders gestaltet in den letzten Monaten. Das ist natürlich, ja, auch Pandemie-bedingt alles etwas schwierig. Aber insgesamt fühlt es sich doch sehr gut an und ich weiß, dass es richtig war.

Auch etwas, was ein typisches schleswig-holsteinisches Thema ist: viele Firmengründungen kommen jetzt in die Situation, dass die Gründer ein Alter erreichen, wo sie sagen: Also jetzt müssen wir das auch mal irgendwann abgeben oder uns einen Nachfolger suchen. Dieser Prozess, an dem waren Sie ja nun zwar nicht beteiligt, aber den haben Sie miterlebt. Die Firmengründer haben verkauft und Sie dann als Geschäftsführerin mit eingesetzt. Sind die Firmengründer heute eigentlich noch mit an Bord ein bisschen?

Ja, die beiden Firmengründer bleiben uns jetzt insgesamt noch zwei Jahre erhalten als Berater, damit wir wirklich auch einen guten Übergang schaffen können. Das heißt, beide unterstützen mich innerhalb dieser zwei Jahre mit Rat und Tat. Und ich denke, dass das für uns auch ganz viel Potenzial bietet, auch diesen Übergang gut und ja, sauber zu gestalten. Dass wir da keine größeren Probleme bekommen oder die Kunden enttäuschen, dass irgendetwas nicht mehr so ist, wie es in den letzten 30 Jahren war. Also ich fühle mich sehr, sehr gut aufgehoben mit dieser Methode.

Dieser Übergang ist auch ein bisschen begleitet worden von der Industrie- und Handelskammer, die viel dazu beigetragen hat, dass dieser Übergang auch gelingt. Dazu musste man auch einen Erwerber für das Unternehmen finden. Mit einer Firma in Hannover ist das offenbar gelungen. Und Sie sind da jetzt Geschäftsführerin. Wie ist denn das Verhältnis zu den neuen Eigentümern, die da in Hannover sind? Funktioniert das oder ist das fremd und etwa so, dass man sie einfach machen lässt?

Genau das ist die IP SYSCON in Hannover und ich muss sagen, dass das Verhältnis sehr, sehr gut ist. Wir sprechen auf einer Ebene miteinander, vor allem auch inhaltlich. Und das war auch den beiden alten Geschäftsführern sehr, sehr wichtig, dass wir viele Synergien haben, dass wir auch die Mitarbeiter, auf einer Ebene mit den Mitarbeitern dort sprechen können. Und das ist einfach unglaublich gut gelungen. Und bisher, muss ich sagen, gab es keine seltsamen oder fremden Situationen.

Schön. Frau Meesenburg, wie viele Mitarbeiter haben Sie in dieser Firma jetzt?

Wir sind zwölf Mitarbeiter.

Zwölf Mitarbeiter und Sie sind Geschäftsführerin. Und das ist ja lange nicht mehr so, dass Sie nur Aufträge für Schleswig-Holstein erledigen, sondern offenbar fürs ganze Bundesgebiet tätig sind - oder sogar noch darüber hinaus?

Im Moment das ganze Bundesgebiet, genau. Wir haben den onmaps-Kartendienst, das ist ein Kartendienst, der auf amtlichen Daten beruht, die wir vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie beziehen. Und dementsprechend decken wir dann auch sehr, sehr viele Branchen ab und die verstecken sich in ganz Deutschland

Dieser Kartendienst, das müssen Sie noch ein bisschen erklären. Das ist ja etwas … preisen Sie mir gegenüber den Vorteil dieses Kartendienst gegenüber Google Maps an, das ich kostenlos auf meinem Handy habe.

Sie haben unter anderem keine rechtssichere Lizensierung bei Google, das ist relativ schwierig. Das heißt, ja, man könnte jederzeit eine Klage erwarten, wenn man die Daten einfach verwendet und natürlich sind die Daten nicht amtlich. Jeder kann letzten Endes bei Google Vorschläge machen, wie etwas verändert wird. Und wenn Sie ein Beteiligungsverfahren zum Beispiel haben und benutzen eben Google Daten, dann ist das unter Umständen eben nicht wirklich haltbar.

Ihre Daten sind amtlich bestätigte Daten. Das heißt, Sie führen in diesem Kartendienst etwas, was auch in Rechtsstreitigkeiten zum Beispiel eingesetzt werden kann.

Genau. Wir beziehen die Daten ja direkt von einem Bundesamt und verändern die auch nicht.

Und was heißt denn das dann, diesen Kartendienst zur Verfügung zu stellen? Das könnte das Bundesamt und hat da die Daten eigentlich. Was ist Ihr Job dabei, diesen Kartendienst zu machen eigentlich?

Wir fassen die Daten von allen Bundesländern letzten Endes zusammen und bereiten die dann so auf, dass die sehr schnell verfügbar für alle unsere Kunden sind. Man kann sogar die Daten zumindest optisch bis zu einem gewissen Grad verändern. Das heißt zum Beispiel, wenn wir unsere Kunden aus der Tourismusbranche nehmen, können die sich mit einem Tool, das wir entwickelt haben, die Daten entsprechend dauerhaft verändern vom Aussehen. Also im Grunde so, als würde man die Google Karte, die Straßen plötzlich lila einzeichnen. Und diese veränderte Karte kann man dann eben in seinen Vektor-Programmen zum Beispiel verwenden, um dann wieder Flyer zu gestalten und so weiter. Das erleichtert das Arbeiten einfach unglaublich und macht das viel, viel schneller.

Wenn Sie jetzt mal in Ihrer Branche in die Zukunft gucken: Was ist das Größte, das Zukunftsprojekt, dass man mit Ihrer Firma angeht? Wo liegen noch Potenziale, was man im Bereich der Geo-Informationssysteme noch als Zukunftsthema anpacken muss?

Es werden ja jetzt mittlerweile immer mehr Daten Open Data. Und natürlich kann man dann daraus wiederum viel Nutzen erzeugen. Wir können die Daten auch wieder entsprechend aufbereiten, zur Verfügung stellen, damit daraus wieder neue Projekte generiert werden, Innovationen, diese Daten genutzt werden können, um beispielsweise flächendeckende Solar-Kataster zu erzeugen. Da ist eigentlich alles denkbar.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Sie in Eckernförde nun alle als Geschäftsführerin haben - was haben die für Qualifikationen?

Ja, wir sind sehr, sehr interdisziplinär unterwegs. Wir haben, wir sind alles Akademiker, aber die Bereiche sind sehr unterschiedlich. Auf der einen Seite haben wir natürlich Geografen, was völlig klar ist, wenn man im Kartenbereich ist. Aber wir haben auch Biologen, Agrarwissenschaftler, Umweltwissenschaftler, Geoinformatiker, Archäologen.

Sie haben Ihre Firma in Eckernförde. Das ist nicht der Nabel der Welt, aber eine wunderschöne Stadt mit einem tollen Umfeld. Ist es schwierig, das geeignete Personal nach Eckernförde zu bekommen?

Ja, auf der einen Seite ist es natürlich schwierig. Man sieht Eckernförde ja meistens eben als wunderschöne Stadt an, in der man Urlaub machen kann. Aber dort zu arbeiten oder sich dauerhaft niederzulassen und dann auch noch aus genau so einem Bereich zu kommen, gestaltet sich dann doch ein bisschen schwieriger. Wir haben aber auf der anderen Seite das große Glück, dass wir hier in Kiel die CAU haben und sehr viele Studenten dann eben auch für solche Groß-Digitalisierungsprojekte in die Firma holen können.

Die CAU ist die Christian-Albrechts-Universität, müssen wir für die Zuhörer, die nicht aus Schleswig-Holstein sind, einfach dazusagen. Die Kieler Christian-Albrechts-Universität, daraus rekrutieren Sie halt auch die Studentinnen und Studenten, die bei Ihnen an Projekten erst einmal mitarbeiten.

Genau. Und man zieht sich dann sozusagen weitere Mitarbeiter heran.

Was macht Eckernförde zu einem tollen Sitz einer Firma?

In Eckernförde haben wir natürlich einerseits das Glück, dass wir sehr gut angeschlossen sind, was das Internet angeht. Das heißt, gerade in der Massendatenaufbereitung haben wir entsprechend große Daten, die wir …

… also ein wesentlicher Punkt, da würde ich gleich noch ein bisschen drauf rumfragen. Denn natürlich ist für Ihre, mit so vielen Datenmengen agierende Firma es wahnsinnig wichtig, dass der Datentransport die Bandbreiten auch tatsächlich zur Verfügung gestellt wird. War also ein wesentlicher Grund dafür, dass man in Eckernförde überhaupt tätig sein kann, dass man diese Bandbreiten hat. Das ist auch gewährleistet. Wie machen Sie es jetzt in Pandemie Zeiten? Mitarbeiter auch vom Homeoffice aus, können die da arbeiten? Haben die alle die entsprechenden Bandbreiten, um auch von zuhause aus mitzuarbeiten?

Da muss man sagen, das ist das Großartige an Schleswig-Holstein: fast alle unserer Mitarbeiter haben Glasfaser. Ich glaube, es gibt nur eine einzige Person in der Firma, die im Moment noch kein Glasfaseranschluss hat, aber den jetzt demnächst bekommt. Das heißt, wir sind wirklich top ausgestattet.

Das ist wirklich jetzt fast wie ein Werbefilm für mich, den Sie gerade abspielen. Das ist wunderbar, dass Sie das sagen. Denn in der Tat, Glasfaserausbau, das ist uns wichtig. Und dass über 50 Prozent aller Schleswig-Holsteiner am Glasfaser sind, das ist gerade in dieser Zeit der Pandemie so wichtig. Das merken wir bei Homeoffice, bei Homeschooling und vielem anderen mehr. Aber das ist auch ein wichtiger Standortfaktor für Ihre Firma natürlich, natürlich auch für die Mitarbeiter, die jetzt von zuhause aus arbeiten. Was macht das sonst noch schön in Eckernförde?

Ja, allgemein ist es sehr lebenswert bei uns. Also dadurch, wir haben auch ein wunderbares Firmenklima. Man merkt einfach diese, diese Frische, die vielleicht auch das Meer mit generiert und es ist einfach ganz wunderbar, jeden Tag zur Arbeit zu fahren. Und das geht allen Mitarbeitern bei uns so, weil wir auch die Stadt so sehr lieben.

Es lebt sich gut hier oben im Norden, nicht? Das muss man einfach sagen. Es hat hohe Lebensqualität und nicht umsonst wird jedes Jahr im Glücks-Atlas der Deutschen Post festgestellt, dass, was Deutschland angeht, die glücklichsten Menschen in Schleswig-Holstein leben. Das hat auch was mit dem, mit der Naturlandschaft zu tun, mit dem Ambiente, das hier oben ist. Es hat aber auch was mit den Menschen zu tun, die einfach glaub ich ganz angenehm sind. Frau Meesenburg, wenn Sie als Geschäftsführerin einer solchen Firma in Schleswig-Holstein unterwegs sind, dann ist immer die Frage für den Politiker, der Ihnen gegenübersitzt: Wo würden Sie sich mehr Unterstützung durch die Politik wünschen? Was gibt es für Bereiche, wo Sie sagen: Da habt ihr Nachholbedarf?

Ja, das Erste, was mir hier einfallen würde, wäre tatsächlich, dass es einfacher wäre, wenn die Daten einfacher öffentlich gestellt werden. Wir hatten ja schon das Thema Open Data ganz kurz und manchmal ist es so, dass man durch den ganzen Bürokratie-Dschungel nicht so richtig durchblickt. Dann kommt es auch mal zu Situationen: Daten werden veröffentlicht, kurz darauf wieder vom Markt genommen, ohne dass man es überhaupt mitbekommen hat, dürften wir sie gar nicht mehr verwenden. Und das sollte einfach ein bisschen besser geregelt werden.

Wie kommt es dazu, dass Daten veröffentlicht werden und dann wieder vom Markt genommen werden? Ist das so, dass die Rechte daran nicht klar sind?

Das ist eine gute Frage, besonders wenn die Daten in Zukunft veröffentlicht werden sollen. Also ganz genau kann ich das nicht beantworten, wie dann sowas kommt.

Da braucht es mehr Transparenz und mehr Klarheit und wir brauchen eine stärkere Open Data-Ausrichtung, dass man mit diesen Daten dann auch wirklich was anfangen kann.

Ganz genau, ja.

Das ist ein Thema, das in der Landespolitik tatsächlich viele bewegt und den Digitalminister genauso wie mich bewegt. Denn in der Tat, da sind, da schlummern Ressourcen, die auch für viele wichtig sind, da auch auf entsprechende Daten zugreifen zu können. Auf der anderen Seite gibt es immer auch Rechteinhaber, die da Rechte dran geltend machen und deshalb ist das ein rechtlich nicht ganz leichtes Thema. Bei mir ist Janina Meesenburg, die die Firma geoGLIS als Geschäftsführerin in Eckernförde leitet. Am Ende dieser Sendung machen wir es, oder am Ende dieses Podcast machen wir es in der Regel so, dass ich kurze Fragen stelle und um kurze Antworten bitte. Die erste kurze Frage heißt: Die besten Ideen habe ich …

… morgens auf dem Weg zur Arbeit, wenn es noch ganz früh ist.

Mein liebster Ort in Schleswig-Holstein ist …

… unter Wasser in der Ostsee, am allerliebsten in der Eckernförder Bucht.

Oh je, eine Taucherin!

Genau.

Eine leidenschaftliche Taucherin? Die schon seit vielen Jahren taucht und das immer auch in der Eckernförde Bucht tut?

Generell in der Ostsee oder im Plöner See, je nachdem.

Am meisten inspiriert hat mich …

… der Sonderforschungsbereich 806 der Universität zu Köln.

Um Gottes Willen, der Sonderforschungsbereich 806. Jetzt müssen Sie was erklären.

Da geht es darum, die Wege des Menschen im Grunde zu, ja, analysieren. Wie kam der Mensch von Afrika nach Europa, aber auch später, wie die Wege, die Landschaft sich verändert hat. Und das Ganze interdisziplinäre Arbeiten in dem Sonderforschungsbereich war damals großartig.

Frau Meesenburg, dankeschön, dass Sie dabei waren. Alles Gute Ihnen und danke, dass Sie mir zugehört haben. Und bis zum nächsten Mal, wenn ich einen neuen spannenden Gast aus Schleswig-Holstein im Podcast Echte Chancen hier begrüßen kann. Herzlichen Dank!

Vielen Dank, dass ich da sein durfte.