"Die Elektromobilität bietet bezüglich erneuerbarer Energien besonders für Schleswig-Holstein gigantische Möglichkeiten."

Bernd Buchholz im Gespräch mit Johann Olsen.

Johann Olsen ist Geschäftsführer und Mitgründer vom Flensburger Start-up IO-Dynamics. Mit Wirtschaftsminister Bernd Buchholz spricht er darüber, wie optimierte Ladeprozesse die Energiewende vorantreiben, was es bedeutet, in Schleswig-Holstein ein Start-up zu gründen und wer ihm als Inspirationsquelle dient.

 

 

 


 

 

Bernd Buchholz: Moin aus Kiel und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge meines Podcasts „Echte Chancen“. Mein Name ist Bernd Buchholz, bin Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und in meinem Podcast diskutiere ich mit Menschen aus dem echten Norden, die mit Herzblut die Zukunft anpacken und gestalten. Die vielleicht Schleswig-Holstein etwas anders erscheinen lassen, als wie man es so traditionell im Kopf hat und einen anderen Blick auf das Land gewähren. Mein heutiger Gast verknüpft mit seinem Unternehmen die Themen E-Mobilität, erneuerbare Energien und Digitalisierung. Johann Olsen ist Geschäftsführer und Mitgründer von IO-Dynamics. Hallo Herr Olsen!

Johann Olsen: Hallo, ich grüß‘ Sie.

Johann Olsen - das klingt nach echt schleswig-holsteinisch. Ist das so?

Ja, das stimmt. Also ich bin in Kappeln geboren tatsächlich, habe in Kiel studiert, also bin auch nicht so weit gekommen, bin aber treu geblieben in Schleswig-Holstein.

Und wo leben Sie heute?

Ich lebe heute in Flensburg.

Johan Olsen hat studiert in Kiel - und was?

E-Technik, also Elektrotechnik an der Christian-Albrechts-Universität.

Elektrotechnik. Weil er sich für Elektrotechnik interessierte?

Tatsächlich war es damals so die Entscheidung: entweder Fotographie oder E-Technik. Würde man sich ein bisschen wundern jetzt, aber ich bin dann zur E-Technik gegangen, einfach, weil ich, ja, die Welten von Physik und Mathe irgendwie spannend fand und da auch mich weiterbilden wollte. Und dann habe ich das gewählt und habe es bis heute auf jeden Fall nicht bereut.

Mit Mobilität hatte das damals aber noch nicht viel am Hut.

Nee, tatsächlich nicht. Schleswig-Holstein ist ja sehr stark in den erneuerbaren Energien, das war auch tatsächlich etwas, was mich sehr gereizt hat und immer noch reizt. Mein Vater hat immer sehr viel mit Autos zu tun gehabt. Ich bin ja heute eher in der E-Mobilität unterwegs, er war das dann halt damals noch mit dem Verbrennungsmotor. Das heißt, irgendwo hab ich da schon die Verbindung.

Also doch mit Autos dann irgendwie was zu tun.

Genau.

IO-Dynamics - Sie haben eine Firma gegründet. Wir kommen gleich noch darauf, wie Sie die gegründet haben, weil das ist der zweite Teil eher, denn das ist auch eine sehr spannende Geschichte. Aber was macht IO-Dynamics?

Wir entwickeln ein Lademanagement-System für Elektroautos, speziell für Fuhrparks. Also immer dann, wenn beispielsweise eine Firma mehrere Elektroautos an einem Standort hat, die Ladevorgänge so zu steuern, dass sie möglichst nachhaltig sind, dass die Autos aber  auch zur richtigen Zeit voll sind. Also Energiewende und E-Mobilität zu verknüpfen.

Wofür brauche ich das? Steckdose, Strom, drei Autos, fünf Autos, alle rein in die Steckdose – funktioniert doch.

Genau. Könnte man meinen. Allerdings ist es so, dass ein Auto einfach viel Energie verbraucht und wenn man viele Autos an einem Standort hat, das Stromnetz ja nur begrenzt ist, muss man sich irgendwann entscheiden, welches Auto ich dann wann lade. Und insbesondere, wenn natürlich das Thema erneuerbare Energien hinzukommt: Manchmal weht der Wind, manchmal scheint die Sonne. Und irgendwie das zusammenzubringen macht halt aus Kostensicht und auch aus Nachhaltigkeits-Sicht total Sinn.

Da könnten jetzt andere auch schon draufgekommen sein, dass man das macht. Was macht IO-Dynamics so besonderes in diesem Bereich?

Ja, also wir sind von Anfang einen sehr digitalen Weg gegangen. Die Digitalisierung ist tatsächlich in dem ganzen Bereich noch nicht so weit fortgeschritten, weder im Automobil noch in der Energiewirtschaft. Und wir haben das Auto letztendlich ins Zentrum gesetzt, haben gesagt: Okay, das Auto hat bestimmte oder der Fahrer, die Fahrerin, hat bestimmte Mobilitätsbedürfnisse. Und auf der anderen Seite hab ich aber auch ein Stromnetz, wo ich auch Regulatorien habe, wo ich Begrenzungen habe. Und wir verbinden letztendlich beides. Und da, würde ich sagen, heben wir uns auch stark vom Wettbewerb ab. Also auch dieses Auto, diese Fuhrparks sehr stark zu betrachten.

Ist mir immer noch zu abstrakt: „Wir verbinden beides“. Was heißt das konkret? Also, ich habe ein Elektroauto und ich habe eine Steckdose und ich habe vielleicht fünf als kleine Flotte. Und natürlich versuche ich jetzt zu optimieren: Na gut, da schreib ich ein Programm, der eine macht's von 8 bis 10, der nächste von 10 bis 12 und der dritte Nachmittags von 3 bis 5 - ist kein Hexenwerk, oder? Was machen Sie denn?

Genau, das ist immer eine Frage der Automatisierung natürlich. Also ich möchte ja als Fahrer eigentlich gar keine Probleme haben, wenn ich ein Elektroauto habe. Das heißt, ich will einstecken und dann soll es halt dann fertig sein, wenn ich‘s wieder benutze. Und das tut letztendlich unsere Software. Das heißt zu entscheiden, wann es am sinnvollsten ist aus Sicht des Nutzers und aus Sicht des Energienetzes das Auto aufzuladen und dann den Fall sozusagen zu optimieren.

Das müssen wir uns glaube ich nochmal etwas klarer machen. Aus Sicht des Netzes, darüber denkt ja kaum einer nach. Aber erneuerbare Energien sind nun mal so, dass sie nicht immer gleich anfallen, wie bei einem Kohlekraftwerk, das man auf einer bestimmten Ebene fahren kann, oder ein Kernkraftwerk. Wir haben es mit der Fluktuation der Erzeugung dieser Energie zu tun und die müssen wir irgendwie glätten, die müssen wir irgendwie gleich verteilen, damit unsere Stromnetze stabil bleiben. Eine der Kern-Herausforderungen, die wir, weil wir uns ja mit der erneuerbaren Energie hier oben im Norden ganz besonders beschäftigen, nicht nur für unsere Netze als Herausforderung haben, sondern insgesamt als Herausforderung. Wie kriegen wir zwischengespeichert? Wie kriegen wir ausgeglichen? Und Sie betrachten das jetzt aus dem Bereich der Mobilität heraus, nach dem Motto: Wie kriege ich es hin, dass eine möglichst gleichförmige Situation im Netz auch hergestellt wird? Also vom Netz her gedacht?

Ja, Elektroautos haben halt gewisse Herausforderungen einfach. Ein Ladevorgang dauert eine gewisse Zeit, ich habe begrenzte Reichweite, zumindest jetzt noch. Und das heißt, irgendwie will ich ja auch das in Einklang bringen, dass ich auch meine Mobilität letztendlich bewahren kann. Der Vorteil ist: praktisch überall liegen Stromkabel. Das heißt, ich kann auch überall, sage ich mal vereinfacht gesagt, Steckdosen hinlegen und habe halt die Möglichkeit, weil Autos ungefähr 23 Stunden des Tages stehen, zu schauen, wann ist es am besten, dieses Auto aufzuladen. Und meistens ist es dann so, die Strecken sind vielleicht zwischen 30 und 50 Kilometer, wenn ich eine Reichweite von 350 Kilometern habe, dann kann ich halt schauen: Okay, wie kann ich es schaffen, an einem Standort mehrere Autos einfach aufzuladen? Sei es zehn, aber es können ja auch 50 oder 100 sein. Und da muss man sich dann schon sehr genau überlegen: Welches Fahrzeug bevorzuge ich? Das ist natürlich das, was als nächstes dann genutzt wird und hat dann auch mit der Strecke zu tun. Und auf der anderen Seite: Wie ist eigentlich die Verfügbarkeit am Netz? Also wenn ich jetzt alle gleichzeitig lade, dann fliegt halt die Sicherung raus. Das ist also keine Möglichkeit und so ist es halt ein wichtiger Punkt.

Das ist aber das Besondere: also die einen gucken aufs Netz, die anderen gucken aufs Fahrzeug. Sie gucken auf beides. Also Sie gucken aufs Netz: Wann ist das Angebot da? Sie gucken aber aufs Fahrzeug: Was braucht der jetzt eigentlich?  Nicht einfach nur plump Batterie voll laden, sondern wie weit will der eigentlich mit dem Fahrzeug? Und das alles machen Sie über eine Software, sodass ich als Fahrer damit überhaupt nichts zu tun habe?

Genau, das ist das Ziel. Das ist dann meistens nicht an öffentlicher Ladeinfrastruktur. Also wir sind da sehr fokussiert auf Ladeinfrastruktur, die jetzt beispielsweise auf einem Unternehmensstandort steht. Und das Ziel ist natürlich, dem Nutzer das am einfachsten zu machen letztendlich.

Wie kommt man auf die Idee, sich mit diesem Thema so zu beschäftigen?

Wir haben früher halt bei meinem Mitgründer Nabil in der Wohnung viel Zeit verbracht, haben da Lerngruppen gemacht und so weiter und da kam irgendwie der Wunsch auf, mal was selber zu machen. Wir waren dann auf vielen Veranstaltungen und es gibt ja auch ein paar Firmen in Schleswig-Holstein, die sich zu dem Thema, die da einen richtig guten Job machen. Und da haben wir einfach ein paar Probleme gesehen und aber auch Chancen natürlich. Und letztendlich ist es so: Der Ladevorgang ist so das Kritische bei der Elektromobilität, aber sie bietet halt so gigantische Möglichkeiten, jetzt auch insbesondere für Schleswig-Holstein bezüglich der erneuerbaren Energien, dass wir uns das näher angeguckt haben. Und dann…

…Und dann habt ihr gesagt: Okay, das ist eine Geschäftsidee wir wollen eine Software in Wahrheit produzieren, das Produkt ist ein Software-Produkt.

Ja.

Und diese Software fürs Flottenmanagement wollen wir denjenigen verkaufen, die mehrere Fahrzeuge auf diese Art und Weise betreiben. Das ist so die Geschäftsidee.

Genau, richtig.

Und da habt ihr euch gesagt: Damit machen wir jetzt tatsächlich auch eine eigene Firma auf.

Richtig. Also man muss es halt so sehen: Wir sind natürlich noch ganz am Anfang der Elektromobilität, wir waren ja auch schon, als wir damals begonnen haben, sehr davon überzeugt. Jetzt, durch die Förderung und andere Mechanismen ist natürlich jetzt das, ich sage mal 2020 das Jahr der Elektromobilität gewesen. Und wir gehen davon aus, dass das wirklich einige disruptive Veränderungen mit sich bringen wird, also das halt auch großflächig Batterie-elektrisch was passieren wird. Und da sind natürlich dann auch wirtschaftliche Chancen dabei, klar. Und auf der anderen Seite ist es auch so, ich sag mal, das Elektroauto, was jetzt nur mit dem Kohlestrom lädt, das ist nicht die gute Alternative. Das heißt, man muss eigentlich auch ein bisschen weiterdenken und schauen: Wie kann ich da diese Potenziale auf beiden Seiten, Energiewende und Mobilitätswende, irgendwo zusammenführen?

Das wäre schön. Denn ansonsten, wenn wir das mit Kohle produzieren, da steht nur der Auspuff woanders.

Genau.

Und da tun wir für die Ökologie an der Stelle nichts. Das ist ja auch gerade bei uns in Schleswig-Holstein das Schöne: Wir produzieren wahnsinnig viel aus regenerativer Energie. Wir speisen sie in die Netze ein, wir würden sie gerne da hinbringen, wo sie auch gebraucht wird. In Wahrheit können wir sie nicht oft wegtransportieren und deshalb müssen wir sie hier selbst nutzen. Ihr System schafft es, mehr davon nutzbar zu machen und die Idee besteht darin, das möglichst vielen, die eine Flotte betreiben, zu verkaufen.

Genau. Also man muss sich das so vorstellen: Wir haben da mal so eine kleine Überschlagsrechnung gemacht. Das ist ungefähr so, dass man 80 Prozent der Autos in Schleswig-Holstein, also aller Fahrzeuge, PKWs, elektrisch umsonst betreiben könnte mit dem Strom, der abgeschaltet wird jetzt von den Windkraftanlagen in Norddeutschland. Okay, es wird eine SuedLink-Trasse derzeit gebaut, aber warum nicht Wertschöpfung vor Ort betreiben und halt diesen Strom dann auch irgendwo nutzen? Das ist natürlich gesamtgesellschaftlich total sinnvoll. Jeder Liter Öl, der nicht importiert wird in dem Sinne, hat natürlich da auch Vorteile. Und das ist natürlich die tiefere Motivation, auch Schleswig-Holstein da irgendwo zu stärken und da sehen wir auch die Chancen ganz ehrlich gesagt.

Das ist ja für jeden, der dann später mal irgendwie eine Flotte betreibt, immer sinnvoll, beim ich sag mal Laden der Elektrofahrzeuge dafür zu sorgen, dass er sich möglichst die Zeiten aussucht, in denen es vielleicht noch preisgünstiger ist, sie zu laden, die Netzstabilität gewahrt wird und auf der anderen Seite nur so viel geladen wird, wie ich tatsächlich in meinem Auto auch brauche. Und nicht teuren Strom zu laden zu Zeiten, für Dinge, die ich gar nicht brauche. Also wir wissen jetzt, was IO-Dynamics macht und was das Produkt ist. Und jetzt sind wir bei dem echten Start Up-Unternehmer Johann Olsen, der mal erzählen muss, wie dieses Start Up-Leben ist. Der hat ja angefangen, hat er gerade gesagt, im Wohnzimmer sitzen wir, Lerngruppe. Und jetzt überlegen wir uns: Ey, wir müssten mal was Eigenes machen, wir versuchen jetzt mal eine Firma zu gründen. Ist das die erste Überlegung gewesen oder was war die erste Überlegung?

Also es war tatsächlich glaube ich irgendwie ein Abend, natürlich so dieses Gestalten …

Was steckt dahinter „mal was selber zu machen“?

Ja, ich weiß nicht ganz genau. Das ist halt der Reiz, was zu verändern, wahrscheinlich. Und auch, sich in eine Sache reinzuarbeiten, reinzuknien und zu schauen: Wo sind da die Chancen? Und selber auch die Überlegungen, die man sich macht, dann umzusetzen und zu schauen: Ist das real oder ist das nur eine Idee?

Ist einer von Ihnen, die das jetzt gegründet haben, sind die Eltern da Unternehmer oder kommen alle mehr aus der öffentlichen Verwaltung? Oder wo kommen da alle her? Also was sind die Vorbilder gewesen dafür? Gibt's ein Vorbild?

Ja also, meine Großeltern waren Unternehmer, also Bauunternehmer. Meine Eltern sind tatsächlich Lehrer beide. Und auch bei meinen anderen Gründern ist es nicht so, dass da der große oder die große Unternehmerin hinter steht. Ich finde viele Persönlichkeiten aus dem Silicon Valley spannend, definitiv. Und ja, ich kann es jetzt für mich persönlich sagen: Wir haben früher immer schon irgendetwas gemacht, haben irgendwie eine Skatehalle mal gebaut und Sachen gemacht einfach und das hat uns immer Spaß gemacht.

Also einen Macher. Der wollte jetzt auch gründen. Jetzt überlegt man sich das: Okay, lass uns mal versuchen, mit der Idee was auf die Füße zu bringen. Da steht man ja erst einmal da, oder man sitzt in Flensburg oder in Kiel an der Universität und sagt sich: Okay, wie geht das jetzt? Wie ging das denn?

Ja, also wir haben natürlich erst mal geschaut: Was gibt es an der Hochschule für Möglichkeiten? Und da hatten wir dann auch relativ schnell Anschluss. Ich hab da ein paar Entrepreneurship-Kurse belegt und hab da dann auch ein paar Kontakte bekommen. Da hatten wir auch relativ schnell Begleitung. Und dann ging es so …

Und die Begleitung war welche?

Das war vom Zentrum für Entrepreneurship und vom Zentrum für Schlüsselqualifikationen. Damals Herr Ladehoff war da so der erste, mit dem wir Kontakt hatten. Und dann ist das zum Zentrum für Entrepreneurship gegangen. Und dann weiter auch nach Flensburg tatsächlich. Dann wurden wir dahin vermittelt zum …

Nee nee, wir müssen nochmal, wir wollen die ganze schleswig-holsteinische, das ganze Start Up-Ökosystem einmal richtig durchgehen in diesem Gespräch, Johann Olsen. Weil da ist als erstes das Zentrum für Entrepreneurship und dann kommt plötzlich eine junge Frau, die „StartUp SH“ leitet, auch ins Spiel. Anke Rasmus spielt mit ihrer Unternehmensgeschichte auch eine gewisse Rolle.

Ja, auf jeden Fall, genau. Wir wurden dann damals in Kontakt gebracht mit Anke Rasmus und hatten da dann auch die ersten Gespräche. Es war halt schon zu dem Zeitpunkt klar, dass wir nach Flensburg gehen wollen. Das heißt, sie hatte dann das Netzwerk „StartUp SH“ letztendlich genutzt, die sind ja relativ gut vernetzt, und hat uns dann vermittelt zur „Venture Waerft“ nach Flensburg. Da sind wir dann auch hingegangen.

Was ist die Venture Waerft in Flensburg?

Ja, das ist ein, eine Initiative der Hochschule und der Universität. Und dort kann man Arbeitsplätze bekommen. Also, dass man einfach einen gewissen Ort hat, wo man sitzen kann. Da sind aber auch motivierte …

… Workspace sagt man neudeutsch dazu.

Ja, genau, Workspace.

Irgendwie einfach nur eine Möglichkeit, sich hinzusetzen und zu arbeiten - aber auch ein bisschen mehr.

Ja, genau. Super viele Veranstaltungen, also man wird so ein bisschen an die Hand genommen. Also die Möglichkeiten sind relativ groß. Es sind viele Dinge in einem Start Up, sind sehr speziell, also die sind gar nicht so vergleichbar mit, würde ich sagen, jetzt vielleicht mit einem mittelständischen Unternehmen. Einfach die Herausforderungen sind ein bisschen anders und deswegen sind natürlich, gerade wenn man diese Erfahrung nicht hat oder auch diese Vorbilder in der Familie vielleicht nicht hat, muss man auch eine Menge lernen. Und das ist ganz wichtig, weil sonst wird man sehr sicher scheitern. Und das haben wir da dann auch vorgefunden. Das heißt, es war natürlich jetzt nicht nur auf die Venture Werft begrenzt. Wir hatten natürlich dann auch weiterhin Kontakt nach Kiel und haben das Netzwerk dann auch weiter ausgebaut. Und genau, sind dann ja auch zum Gründungstipendium …

Die Venture Waerft ist schon so ein Nucleus. Und das ist ja das, was Sie gesagt haben. Teil einer solchen Startup-Landschaft ist es auch mit anderen, die gründen, mal sich wechselseitig über die Schulter zu gucken und zu sagen: Wie gehen die die Probleme an, wie könnten wir die Probleme angehen? Das ist ja eines der Themen, das man als Gründer offensichtlich hat, dass man auch ein bisschen Mentoring, ein bisschen Anleitung gerne hätte oder wenigstens mal andere, die ähnliche Probleme haben könnten. Das ist das eine. Das zweite ist Geld. Jetzt bin ich dreist und frage: Johann Olsen, wo kam das Geld her?

Ja, wir haben uns hingesetzt, haben uns überlegt: Okay, wenn wir uns selbständig machen wollen und wir werden es schwer haben, direkt so viel Geld zu verdienen, dass wir davon leben können. Das heißt, wir brauchen halt irgendwie eine Möglichkeit und es gab dann einmal die Variante zu sagen: Okay, ich arbeite nebenbei oder wir arbeiten irgendwie parallel. Es war dann aber relativ schnell in unserem Fokus das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein. Das ist ein Programm, wo man jetzt nicht mit reich wird, aber wo man halt sich keine Sorgen darum machen muss, dass am nächsten Tag halt nichts im Kühlschrank ist. Und darauf haben wir uns damals beworben.

Jetzt kommen wir auch mal zu dem Punkt, da bin ich nämlich stolz drauf, ja. Also nach der Venture Waerft und nach dem StartUp SH, das es bei uns gibt, gibt's ein Gründungsstipendium. Also wenn ich weiß, ich will das, dann sagt das Gründungsstipendium über ein paar Monate jedenfalls, über eine gewisse Zeit bin ich erstmal safe und kann mich auf das konzentrieren, wie ich meine Gründung betreiben will. Das ist der Hintergrund des Gründerstipendiums.

Genau. Und zusätzlich auch noch, also das ist ja nicht nur das Geld, sondern auch da sind wieder Netzwerk und ich sag mal Coaching und so weiter. Das heißt, man wird da, hat letztendlich mal ein paar Monate Zeit zu schauen: Okay, was ist die Idee? Wo sind die Chancen? Was sind halt die ganzen Risiken, die man da vielleicht auch hat? Was muss man tun? Und genau, das haben wir damals bekommen, sind wir auch super dankbar drüber, weil das war tatsächlich, ich weiß nicht genau, was passiert wäre, hätten wir es nicht bekommen. Wahrscheinlich hatten wir uns trotzdem selbstständig gemacht. Aber das war schon wirklich so, das ist immer so ein Henne-Ei-Problem, was man dann vielleicht damit löst.

Ob der Kick jetzt daher kommt, oder ob es einfach nur hilft und einem vielleicht den letzten Schub gibt, ist letztlich egal. Aber es ist die Unterstützung, die man, glaube ich, in einem bestimmten Bereich braucht, um zu sagen: Okay, ich trau mich.

Ja.

In der weiteren Phase, das ist ja, wir sind jetzt quasi bei dem Startup, eher noch in der Seed-Phase, wie man so schön sagt. Also das Konzept ist im Kopf, man geht in eine Gründung ran, aber es macht noch keine Umsätze und noch überhaupt kein Produkt, man muss das alles erstmal entwickeln. Da ist Gründungsstipendium gut, das versorgt einen ein bisschen. Man braucht dann aber auch am Anfang Geld dafür, um loslegen zu können.

Das ist auch eine Hürde am Anfang. Es ist nicht so, dass man hingehen kann und sagen: So hier, ich möchte es gerne haben. Sondern man muss das auch ein bisschen ausarbeiten, diese Idee. Man muss sie dann noch einmal präsentieren. Das führt natürlich schon ein bisschen dazu, dass man genauer darüber nachdenkt: Was tut man da eigentlich? Ist es halt sinnvoll, kann man auch andere Leute davon überzeugen, dass es sinnvoll ist? Und dann kann man loslegen.

Und dann muss man pitchen, um diejenigen, die dann auch bereit sind, gegebenenfalls zu finanzieren.

Genau.

Und die erste Runde beim Finanzieren bei Ihnen? Wie ist das gelaufen?

Wir hatten früh schon den Kontakt auch aufgebaut, auch das war glaube ich auch sinnvoll, dass wir halt auch ein bisschen verstehen: Wie läuft das und was wird gefordert bei einem Pitch? Was muss man da auch, in welchem Status muss man die Idee letztendlich haben? Und wir haben dann gepitcht und haben es dann bekommen.

Was bekommen?

Das Gründungsstipendium.

Das Gründungsstipendium, klar. Ich bin jetzt schon in der nächsten Phase. Weil in Wahrheit habt ihr ja noch partizipiert beim Seed- und Startup-Fond.

Genau, das ist auch relativ frisch tatsächlich.

Das ist das nächste landesmäßige Finanzierungsinstrument, das wir für junge Firmen zur Verfügung stellen, wenn man in dieser Phase ist, im Zweifel aus einem Fond auch über Fondkapital zur Finanzierung zu bekommen. Weil wir halt wissen, dass das mit dem Berater von der Sparkasse und von der Raiffeisen- und Volksbank bei einer neuen Gründungsidee nicht immer so ganz einfach ist. Habt ihr die Erfahrung in anderen Bereichen gar nicht machen müssen? Also seid ihr gar nicht zur Sparkasse gegangen, um zu gucken, ob es Geld gibt?

Wir sind tatsächlich gar nicht zur Sparkasse gegangen. Es gibt natürlich noch Varianten wie Venture Capital. Also wir sind auch im Gespräch mit sehr vielen anderen natürlich und es ist auch so, dass da für die nächste Finanzierungsrunde, die auch tatsächlich geplant ist, natürlich noch mehr Akteure vielleicht dann dabei sind. Und in diesem Fall war es jetzt der Seed- und Startup-Fond mit Privatinvestoren kombiniert. Und das ist natürlich auch sehr wichtig, weil das Gründungsstipendium, das hat, da war es halt noch im frühen Stadium der Ideenfindung und auch der Entwicklung. Und irgendwann muss man aber auch vielleicht ein bisschen das Team erweitern und so weiter und da braucht man dann halt noch ein bisschen mehr Kapital letztendlich.

Und dann kommt eine Phase, wo man sich mit diesem jungen Unternehmen in Schleswig-Holstein auch noch bewerben kann, um teilzunehmen an einem Accelerator in Lübeck. Und das habt ihr getan und ihr seid auch noch genommen worden.

Ja, wir haben, genau, wir haben uns auch auf den Gateways 49 Accellerator beworben. Das war halt auch, es kam halt so auf, also es war auch ein bisschen Zufall irgendwie und wir haben gedacht: Okay, das klingt auf jeden Fall interessant. Also es ist irgendwie bei uns angekommen durch das Netzwerk natürlich auch und konnten uns aber am Anfang noch nicht so viel drunter vorstellen. Natürlich wussten wir ungefähr, was ein Accelerator -Programm ist, hatten aber vorher auch noch keins durchlaufen und haben dann uns zum zweiten Batch drauf beworben und haben dann, ja die Hürden auch da genommen. Und das war auch tatsächlich nochmal ein, würde ich sagen, ein bisschen Unterschied zu dem Gründungsstipendium und die Seed-Finanzierung ist natürlich auch nochmal ein ganz anderes Mittel. Aber, weil da hat man halt wirklich eine Eins-zu-Eins-Betreuung und da hat man wirklich super Netzwerk und ein großes Angebot.

Also da wird man dann recht eng umstellt. Da muss man viele Coachings mitmachen, da muss man viel durchlaufen. Wie lange hat das gedauert dieser zweite Batch beim Gateway 49, das ist unser Accelerator in Lübeck.

Das waren neun Monate in sehr enger Zusammenarbeit mit Stefan Stengel, der ist da auch einer der Hauptverantwortlichen. Und es gibt dann unterschiedliche Coachings und Workshops, auch zu verschiedenen Themen und auch insbesondere dieses, dieser Blick von draußen ins Unternehmen. Also einfach, um die Prozesse zu verbessern. Keine Ahnung, jeden Tag ein Daily zu machen und solche Dinge.

Genau das Thema, was ein Accelerator soll, er soll einen immer wieder prüfen, ob man schon an alles gedacht hat, immer weiterentwickeln und immer weiter die Idee vorantreiben und das mit einer beschleunigten Art und Weise. Habt ihr einen Kunden inzwischen?

Ja, wir haben tatsächlich ein paar Kunden schon gewinnen können. Wir sind natürlich noch in der Pilotphase, das heißt, es ist jetzt noch nicht so, dass man das bei einem großen Onlineshop kaufen könnte auf Klick. Aber wir sind da ganz guter Dinge, haben da sehr viele Kontakte auch mittlerweile. Also wir telefonieren jeden Tag mit zig Leuten aus ganz Deutschland, aber auch aus Europa.

Also die Idee ist interessant für andere, die das Produkt durchaus gut gebrauchen können.

Ja, auf jeden Fall. Also wir haben sehr, sehr viel positive Resonanz bekommen wir dafür. Das ist natürlich trotzdem noch ein junger Markt. Das heißt, es hat auch Herausforderungen und ich weiß noch nicht, wie es in drei, vier Jahren aussieht. Aber insbesondere die letzten zwei Jahre … also eigentlich glaube ich, haben wir auch ein ganz gutes auch Timing getroffen, das natürlich auch immer ein bisschen Glückssache. Also das heißt …

Der zweite Batch bei Gateway 49 ist gerade zu Ende gegangen. Ihr seid in der Abschlussrunde Zweite geworden. Der Sieger wäre ins Silicon Valley gekommen, als so Schnupper-Phase. Es gibt aber, ich kann jetzt sagen, Johann Olsen, es gibt noch eine weitere Chance. Beim Startup-Sommercamp kann man mitmachen und das ist nochmal so eine Woche richtig interessantes Arbeiten auf der eigenen Geschäftsidee und auch da können die besten drei Teams über unsere Landespartnerschaft mit dem Silicon Valley, denn wir haben eine mit einem der weltgrößten Accelerator und Venture Capital-Unternehmen in Palo Alto, also in Sunny Ville, um genau zu sein. Da sitzt „Plug and Play“, eine Firma, mit der das Land Schleswig-Holstein kooperiert, weil wir die Startup- und Gründerszene in diesem Land eben massiv irgendwo vorantreiben wollen. Diese Zusammenarbeit mit dem Silicon Valley macht es auch gerade für Startup-Unternehmen hier oben im Norden wahnsinnig interessant und wir stellen gerade fest, wir kommen da gerade beide her, dass sich inzwischen auch viele, viele Startups aus der ganzen Bundesrepublik hier oben bei uns für diesen Accelerator bewerben, weil sie wissen: Hier gibt's nachher die Chance, gegebenenfalls auch mit mehr Kontakten am Standort Schleswig-Holstein, über die Grenzen hinaus sogar bis ins Silicon Valley Kontakte zu knüpfen, um die Geschäftsidee zu skalieren, auszubreiten und auszurollen. Johann Olsen ist einer dieser Startup-Unternehmer aus Schleswig-Holstein, der regenerative Energie, E-Mobilität, Digitalisierung in seinem Geschäftsmodell verbindet und hoffentlich mit seinem Startup eine richtig große Firma daraus macht. Jedenfalls wünsche ich euch das. Zum Schluss des Gesprächs gibt's bei uns immer so drei kurze Fragen mit der Bitte um drei kurze Antworten. Die besten Ideen habe ich …

… in der Natur beim Spazierengehen. Also ich bin gerne draußen und ich bin gerne im Wald. Und ich glaube, da habe ich die besten Ideen.

Mein liebster Ort in Schleswig-Holstein ist …

… der Resthof, auf dem ich wohne.

Am meisten inspiriert hat mich …

Ich würde sagen, meine Familie, meine Kinder. Und ja, ich würde sagen, meine Familie hat mich am meisten inspiriert.

Wenn man sich privat wohlfühlt, geht's geschäftlich allemal gut. Auf jeden Fall.

Auf jeden Fall, richtig.

Ich glaube, das ist ein wichtiger Faktor. Johann Olsen, geboren in Kappeln, heute zuhause in Flensburg, gerade aus dem zweiten Batch in Gateway 49, unserem Accelerator in Lübeck raus mit einer jungen Firma IO-Dynamics am Start, um die Elektromobilität und die Digitalisierung der Elektromobilität voranzutreiben. Vielen Dank für den Besuch, vielen Dank für das Gespräch.

Ja, der Dank ist ganz meinerseits.

Und ich freue mich, wenn Sie beim nächsten Mal wieder zuhören und Menschen kennenlernen, die in „Echte Chancen“ ein bisschen was darüber erzählen, was sie in Schleswig-Holstein machen und wie sie nicht nur das Land interessant machen, sondern ihre eigene Geschäftsidee oder Ihr eigenes Thema voranbringen. Vielen Dank fürs Zuhören.